TRP Adventskalender 01 – Eine kleine Weihnachts-geschichte
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Das erste Türchen des TRP Adventskalenders ist aufgegangen! Ab heute gibt es jeden Tag eine kleine Überraschung, um die Zeit vor Weihnachten etwas zu versüßen. Leider können wir in diesem Jahr aufgrund der anhaltenden Corona Pandemie keine Weihnachtsfeier halten. Das schmerzt uns sehr, denn eine Gemeinschaft, die nicht zusammen kommen kann, hat es in diesen Tagen nicht leicht.
Aus diesem Grund, wollen wir mit unserem Adventskalender die grauen Wintertage bis Heiligabend etwas erhellen und dem ein oder anderen eine kleine Freude bereiten – und das nicht nur für unsere Mitglieder, Freunde und Gäste, sondern für jedermann!
Täglich vorbei schauen, lohnt sich also!
Die Weihnachtsgeschichte der kleinen Virginia
Wir beginnen mit einer Weihnachtsgeschichte, die mittlerweile über 120 Jahre alt ist. Zu dieser Zeit schrieb die achtjährige Virginia O’Hanlon aus New York an die Tageszeitung “Sun” den folgenden Brief:
“Ich bin acht Jahre alt. Einige von meinen Freunden sagen, es gibt keinen Weihnachtsmann. Papa sagt, was in der „Sun“ steht, ist immer wahr. Bitte, sagen Sie mir: Gibt es einen Weihnachtsmann?”
Ein kleiner Brief mit großen Folgen – Die herzerwärmende Antwort der “Sun”
Der damalige Chefredakteur der Sun, Francis P. Church antwortete daraufhin persönlich. Und zwar auf der Titelseite der Sun:
Liebe Virginia, Deine kleinen Freunde haben nicht recht. Sie glauben nur, was sie sehen. Sie glauben, daß es nicht geben kann, was sie mit ihrem kleinen Geist nicht erfassen können. Aller Menschengeist ist klein, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt. Solcher Ameisenverstand reicht nicht aus, die ganze Wahrheit zu erfassen und zu begreifen.
Ja, Viriginia, es gibt einen Weihnachtsmann.
Es gibt ihn so gewiss wie Liebe und Großherzigkeit und Treue.
Weil es all das gibt, kann unser Leben schön und heiter sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe! Es gäbe dann auch keine Virginia, keinen Glauben, keine Poesie, gar nichts, was das Leben erst erträglich machte. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das Licht der Kindheit, das die Welt ausstrahlt, müsste verlöschen.
Es gibt einen Weihnachtsmann.
Sonst könntest Du auch den Märchen nicht glauben. Gewiss, Du könntest Deinen Papa bitten, er solle am Heiligen Abend Leute ausschicken, den Weihnachtsmann zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme den Weihnachtsmann zu Gesicht – was würde das beweisen? Kein Mensch sieht ihn einfach so. Das beweist gar nichts. Die wichtigsten Dinge bleiben meistens unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie.
All die Wunder zu denken, geschweige sie zu sehen, das vermag nicht der Klügste auf der Welt. Was Du auch siehst. Du siehst nie alles. Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönen Farbfiguren suchen.
Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal alle Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann werden die Schönheit und Herrlichkeit dahinter auf einmal zu erkennen sein. „Ist das denn auch wahr?“ kannst Du fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist beständiger. Der Weihnachstmann lebt, und ewig wird er leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird er das ein, um Kinder wie Dich und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen.
Frohe Weihnacht, Virginia.
Dein Francis P. Church
Eine Weihnachtsgeschichte, die immer wieder gedruckt wurde
Der Briefwechsel zwischen Virginia O’Hanlon und Francis P. Church stammt aus dem Jahr 1897. Er wurde über ein halbes Jahrhundert bis zur Einstellung der „Sun“ 1950 alle Jahre zur Weihnachtszeit auf der Titelseite abgedruckt. So wurde der Brief von Virginia zu dieser Zeit zur beliebtesten Weihnachtsgeschichte in den Staaten.
Wie kam es zum Brief der kleinen Virginia?
36 Jahre nachdem ihr Brief in der Zeitung erschien, erzählte Virginia O’Hanlon, wie es dazu gekommen war:
Natürlich glaubte ich an den Weihnachtsmann, er hatte mich ja noch nie enttäuscht. Als aber weniger glückliche kleine Jungen und Mädchen sagten, es gäbe keinen Weihnachtsmann, wuchsen Zweifel in mir. Ich fragte meinen Vater, und er war bei diesem Thema etwas ausweichend. Es war in unserer Familie üblich, bei Unsicherheiten bezüglich der Aussprache eines Wortes oder bei Zweifeln an historischen Fakten an die „Frage und Antwort“-Kolumne der Sun zu schreiben. Vater sagte immer: „Wenn es in der Sun steht, stimmt es auch“ – und das beendete jeden Disput. „Nun ich werde einfach an die Sun schreiben und die echte Wahrheit herausfinden“, sagte ich zu Vater. Er antwortete: „Leg los, Virginia. Ich bin sicher, die Sun wird Dir die richtige Antwort geben, wie sie es immer tut.“
Dem Vater war zu diesem Zeitpunkt sicherlich nicht bewusst, dass der Brief seiner Tochter Virginia eine schöne Weihnachtsgeschichte ergeben sollte.
Der Redakteur der New York Sun nahm Virginias Brief sehr ernst
So kam es, dass das kleine Mädchen diesen Brief abschickte. Er wurde an den Redakteur Francis Church weitergeleitet. Dieser hatte bereits 20 Dienstjahre bei der New York Sun hinter sich. Er war der Sohn eines Baptisten-Pastors und hatte als Motto: Strebe danach, Deinen Geist frei von Scheinheiligkeit und Heuchelei zu halten. Wenn im Kommentar kontroverse Themen anzupacken waren, besonders solche theologischer Art, wurde normalerweise Church mit dieser Aufgabe betraut. Nun hielt er den Brief eines kleinen Mädchens in der Hand und wusste sofort, dass es keinen Weg gab, die Frage zu umgehen. Er musste wahrheitsgemäß antworten und schrieb einen der bemerkenswertesten Kommentare der Zeitungsgeschichte. So wurde die Weihnachtsgeschichte der kleinen Virginia bekannt.
Was wurde aus dem Leben von Virginia O’Hanlon?
Virginia wurde Lehrerin und später Rektorin einer städtischen New Yorker Schule. Während ihres ganzen Lebens erhielt sie ständig Post wegen ihres Weihnachtsmann-Briefes.
Das New Yorker Radio WNYC nahm 1937 ein Interview mit Virginia auf, in dem es näher auf die Weihnachtsgeschichte einging: “Yes Virginia, there is a Santa Claus.”
Virginia O’Hanlon starb schließlich am 13. Mai 1971 im Alter von 81 Jahren.