Thanksgiving – Hintergründe einer Tradition
Thanksgiving – eine Tradition mit vielen Wurzeln
Lesedauer: ca. 6 Minuten.
Samstag, den 21. November 2020
Wenn wir an die Thanksgiving Tradition denken, dann verbinden wir das mit Wohlbefinden, dem Zusammensein mit der Familie und einem leckeren Festmahl. Wir bereiten uns Tage vorher auf die Festivität vor, haben Stress beim Einkaufen und dekorieren das Haus mit Kürbissen und anderen herbstlichen Utensilien. Am Ende hoffen wir, dass der Truthahn im Ofen gelingt und sind schließlich froh, wenn die Familie das Haus gesättigt wieder verlassen hat.
Doch wofür bedanken wir uns eigentlich?
Über die Wurzeln der Thanksgiving Tradition gibt es bis heute unterschiedliche Ansichten. Ein bestimmtes Ursprungsland auszumachen, fällt an dieser Stelle auch nicht leicht. Es gibt das wortverwandte Erntedank-Fest in Deutschland und auch in Ländern wie Liberia, Grenada, Brasilien und sogar Japan wird ein vergleichbares Fest gefeiert. Die Gemeinsamkeit basiert dabei stets auf der Danksagung und der Opfergabe für eine erfolgreiche Ernte.
Das erste “Thanksgiving” in Amerika
Richtet man den Blick auf Nordamerika, belegt die Geschichte bereits am 23. Mai 1541 die erste Erntedankfestlichkeit. Abgehalten wurde sie unter Francisco Vásquez de Coronado, einem spanischen Conquistador (spanisch und portugiesisch conquistador = „Eroberer“). Coronado war mit einer ca. 1500 Mann starken Gefolgschaft in der Gegend des heutigen Texas unterwegs, auf der Suche nach Zivilisationen und großen Reichtümern, so wie viele andere “Conquistadores” zu seiner Zeit.
Francisco Vásquez de Coronado galt als der erste Europäer, der unter anderem den Grand Canyon und den Colorado River entdeckte.
Anstatt des erhofften Reichtums, fand er lediglich seine desillusionierten und hungernden Leute vor. Coronado konnte von Glück sprechen, als ihm Natives der Caddo Häuptlingstümer begegneten, die ihm und seiner Truppe mit Nahrung aushalfen. Um dieses Ereignis zu feiern, wurde gemeinsam mit der indigenen Bevölkerung eine katholische Messe zur Danksagung gehalten.
Technisch gesehen kann man in diesem Fall vom “ersten Thanksgiving” Amerikas sprechen. Allerdings geht die Tradition, die wir heute kennen von einem anderen geschichtlichen Ereignis aus.
Die Not der amerikanischen Pilgerväter – Der Ursprung des heutigen Thanksgiving
Wie auch die Geschichte von Coronado, beruhte die Ausgangssituation der puritanischen Pilgerväter auf einer Notsituation. Als 1620 die ersten englischen Siedler mit der Mayflower über den Atlantik in die Neue Welt kamen, landeten sie nicht an ihrem eigentlich geplanten Ziel. Heftige Herbststürme ließ sie vom Kurs abkommen und in der Nähe des heutigen Provincetown bei Cape Cod vor Anker gehen. Den Siedlern wurde bewusst, dass es eine lange Seereise bräuchte um ihr eigentliches Ziel in Nord Virginia zu erreichen. Daher beschlossen sie am Cape Cod zu verweilen und sesshaft zu werden. Zumindest für eine kurze Zeit.
Bei Cape Cod spürte die Besatzung der Mayflower wieder festen Boden unter den Füßen
Cape Cod ist eine schmale Halbinsel vor der Küste des heutigen Massachusetts. Der Boden dort ist sandig und Landwirtschaft lässt sich nur schwer betreiben – zumindest wenn man von den puristischen Mitteln ausgeht, die damals eingesetzt wurden. Mit der Erkenntnis, dass sich dort nur schwer eine Existenz aufbauen ließ, segelten die Pilger weiter in Richtung Festland. Am 21. Dezember, in der Nähe des heutigen Plymouth angekommen, war der Lebensmittelvorrat beinahe aufgebraucht. Den ersten Winter hätten die Siedler wohl nicht überlebt, wäre da nicht die Hilfe der indigenen Bevölkerung gewesen.
Durch die Unterstützung des Wampanoag Stammes, kam zumindest die Hälfte der neu angekommenen Siedler über den Winter. Die andere Hälfte erfror oder erlag Krankheiten. Kein Wunder, denn die Siedler hatten zu diesem Zeitpunkt noch keine festen Unterkünfte sondern ließen sich in einem verlassenem Dorf der Patuxet – einer Untergruppierung der Wampanoag – nieder. Die Hütten waren zum größten Teil bereits baufällig und schlecht isoliert und insgesamt nicht das, was die Siedler als feste Bauten bezeichnen würden.
Squanto half den Siedlern beim Überleben in der Neuen Welt
Es waren auch die Wampanoag, die den Siedlern die Landwirtschaft in der Neuen Welt näher brachten. Eine Schlüsselrolle spielte dabei Squanto (alt. Tisquantum), der bereits zuvor von einem Handelsschiff in die ihm unbekannte “Zivilisation” entführt wurde. Squanto gelang es dort die Englische Sprache zu erlernen, bevor er wieder zurück zu seinem Stamm kehren konnte. Trotz der Tatsache, dass Squanto entführt wurde, hielt es ihn nicht davon ab, den Siedlern landwirtschaftliche Lektionen zu geben, damit diese in der Neuen Welt überleben konnten.
Squanto half den Siedlern unter anderem dabei, nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben.
Squanto war der Schlüssel zum Erfolg der Siedler in der Plymouth Kolonie. Er diente sowohl als Fremdenführer für die Region, als auch als Dolmetscher.
Nachdem die Siedler vom Brauchtum der Ureinwohner erfuhren eine Zeremonie zur Erntezeit abzuhalten, entschlossen sie sich, es ihnen gleich zu tun. Von nun an sollten sie zu jedem Jahr ein Erntedank Fest gemeinsam mit indigenen Gästen abhalten. Dabei wurde ausgiebig gefeiert, gegessen und über gemeinsame Spiele fand ein reger kultureller Austausch statt.
Es war die Zeit um gemeinsam “Danke” zu sagen.
„The First Thanksgiving at Plymouth“, von Jennie Augusta Brownscombe (1914)
Auch die Two Rivers Privity sagt: “Danke”!
Bis zur Stunde haben wir Thanksgiving dazu genutzt, ebenfalls “Danke” zu sagen. Bei allen, die uns das Jahr über treu geblieben sind, die uns auf unseren authentischen Lagern besucht haben und die uns tatkräftig bei der Pflege von Beaver Creek Valley zur Seite standen.
Wir taten das in den vergangenen Jahren mit einer Einladung zum authentischen Thanksgiving Dinner. Da uns dies in diesem Jahr durch die Corona Pandemie leider verwehrt bleibt, haben wir trotzdem einen Weg gefunden, uns bei unserer großartigen Gemeinschaft zu bedanken!
In Kooperation mit Marie-Louise Lange von Küchenliebelei, wollen wir mit Euch ein paar tolle Rezept für Euer Thanksgiving Fest teilen!
Ein herbstlicher Crickhollow Apfelkuchen und Maisbrot mit Chili-Apfel-Gelee und Hähnchenschenkel.
Warum Thanksgiving in unseren Augen so wichtig ist
Die Tradition des Thanksgiving lebt bis in die heutige Zeit weiter und wird in den USA am 26. November gefeiert. Dabei geraten die nordamerikanischen Ureinwohner leider immer mehr in Vergessenheit. Sie leben inmitten von Reservaten in schlechten Verhältnissen, leiden an Arbeitslosigkeit und leben alles andere, als den “amerikanischen Traum” von Freiheit und Gerechtigkeit. Dabei waren sie es, die es den Siedlern erst ermöglichten, in der Neuen Welt zu überleben und nachhaltig Fuß zu fassen.
Viele der heutigen Natives leben in Reservaten, wie hier in Fort McDermitt, Nevada.
Das gute Verhältnis zwischen den Siedlern und der indigenen Bevölkerung hielt nämlich leider nicht lange an. In den nachfolgenden Konflikten kamen zahllose Natives ums Leben und wurden nach und nach um ihr eigenes Land gebracht.
Wir wollen hiermit aktiv auf diesen Missstand aufmerksam machen und ihn wieder in Erinnerung rufen.
Für die bevorstehende Adventszeit haben wir daher aktuell etwas in Planung, wobei wir Eure Hilfe brauchen werden. Doch alles zu seiner Zeit – der Beaver Creek Pioneer wird Euch auf dem Laufenden halten.
Genießt das Thanksgiving Fest!
Colton White & Chet McCay – Beaver Creek Pioneer
Sabine Eckert
November 22, 2020 @ 8:01 pm
Superschöne Idee! . . Vielen Dank ihr Fleißigen und vielen Dank für die interessanten Rezepte!
Wir freuen uns schon auf die Advents-Überraschung !
Viele liebe Grüße und schönes Thanksgiving!
Floraith McLachlan und der Dutchman
Colton White
November 23, 2020 @ 8:27 am
Vielen lieben Dank für die netten Worte! Unsere Adventsüberraschung startet bereits am 01. Dezember – man darf also gespannt bleiben! Euch an der Stelle auch ein schönes Thanksgiving und bleibt gesund! Hoffentlich können wir das dann im nächsten Jahr wieder zusammen feiern.
Viele Grüße
Colton