Let’s Talk About Hats – Teil 2
Cowboy-Hüte der besonderen Art: Der Western-Film-Hut findet einen neuen Besitzer
Lesedauer: ca. 5 Minuten.
27. März 2024
Anmerkung der Beaver Creek Pioneer Redaktion
Liebe Leser des Beaver Creek Pioneers,
mit schwerem Herzen haben wir euch bereits mitgeteilt, dass unser geschätzter Freund und treuer Berichterstatter für den Beaver Creek Pioneer, Peter Jakob Klein, im Januar 2022 von uns gegangen war.
Nachdem er bereits in seinem Artikel “Let’s Talk About Hats” alles wissenswerte über den Cowboyhut teilte, folgt nun Teil 2 seiner Berichtserie.
Bevor er ins Krankenhaus musste und sich einer Operation unterzog, schickte uns Peter den Bericht “Let’s Talk About Hats – Volume 2 – Der Western Film Hut”. Mit der freundlichen Erlaubnis seiner Familie möchten wir euch auch “den letzten Bericht” von Peter nicht vorenthalten.
Wir trauern erneut um den Verlust eines wertvollen und klugen Menschen und bedauern zutiefst, dass wir nicht mehr auf sein umfangreiches Fachwissen über den Wilden Westen zurückgreifen können.
Dies ist Peters letzte Expertise, verfasst für alle Hobbyisten. Wir hoffen, dass euch dieser Bericht trotz der traurigen Umstände ein wenig Freude bereitet.
Herzliche Grüße,
Chet und Colton
Story by Peter Jakob Klein a.k.a marshdillion
“Gib ihm Hitze und Wasser!“
Ein Western-Movie-Town Hat bekommt neues Leben eingehaucht!
Cowboy-Hüte aus dem Fundus einer ‘Western Movie Town‘ sind etwas Besonderes! Meinen ‘Ersten‘ habe ich 1988 am Set der damals produzierten “Desperado“ TV Mini-Serie, in Mescal, einem Ort in Cochise County, Arizona, USA, ergattert.
Dort wurde unter anderem auch der Western Movie-Meilenstein “Tombstone“ (1993) abgedreht. Die Studios wurden zunächst wegen der aufkommenden Western Film-Flaute geschlossen und stehen derzeit vor ihrer restaurierten Wiedereröffnung.
Das ‘Mescal Movie Set‘, nahe Tucson, Arizona, U.S.A.; ein Teil der Film-Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika (Mescal Movie Set, ©Kartchner Ventures LLC).
Rarität: Original Western-Film Cowboyhut-Requisite
Um an solch einen meist ziemlich ‘gebrauchten‘ und mitunter beschädigten Film-Hut zu gelangen, benötigt man vor Ort:
a) einen freundlichen Ansprechpartner,
b) eine Menge Überredungskunst und
c) ein oder zwei Flaschen Hochprozentigem!
Letztens restaurierte ich ein gut erhaltenes, dunkel-braunes Exemplar aus meiner Sammlung, den ich 2008 aus dem Kostüm-Bestand der ‘Bonanza Creek Film Location‘, in Santa Fe, New Mexico, erworben habe. Dort waren gerade die Arbeiten zu dem Western “Appaloosa“, von und mit Ed Harris, beendet worden.
Gesäubert und ausgebeult: Der BAILEY wartet auf seine ‘Therapie‘!
Erforderliche Restaurierungsarbeiten bei diesem Cowboy-Hut
Der BAILEY Western Cowboy Hat, den ich nach ‘eingehenden Verhandlungen‘ erwerben durfte, hatte ein zerrissenes Schweißband und das Innenfutter war abhandengekommen. Zwar war der Hut verdreckt, dafür aber (so war auf den Resten des zerrissenen Schweißbandes noch zu entziffern) kam er in einer 4xxxx Fur Felt Quality und hatte ansonsten keine Macken.
Als erstes wurde der Dreck abgebürstet und dann schickte ich das Teil an einen Hutmacher meines Vertrauens. Dieser nähte mir ein neues, neutrales Schweißband aus Leder ein und somit war Part 1 der Restaurierung getan.
Mit neuem Schweißband und bereits breit umnäht.
Schritt für Schritt zum Ziel
Als nächstes habe ich den Hut auf einen hölzernen ‘Hat Block‘ gestülpt. Das Hutmacher-Gerät stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert und lässt sich mit einem Drehgriff weiten. Dabei wird mir auf einer Skala, je nach aufgedrehter Weite, die entsprechende Hut-Größe – der Kopfumfang – angezeigt. Ich achte darauf, dass ich den Hut nicht überdehne, da sonst die Naht des Schweißbandes reißen würde.
In dieser Position weiche ich die Hut-Krone mit warmem Wasser ein. Filz braucht (bei seiner Ver- und Bearbeitung) Hitze und Feuchtigkeit. So kann ich ihn einer End-Reinigung unterziehen und etwaige Flecken entfernen.
Danach nehme ich den Hut noch einmal vom Block, gebe ihm Hitze (ein Heiß-Wasser-Kessel aus Omas Zeiten ist dafür ideal!) und stülpe ihn zurück auf das Gerät. Jetzt, wo der Filz sich dehnen lässt, gebe ich dem Hut durch Spannung mit dem Hut-Block die ‘Open Crown‘-Form. Auf dieser Basis wird er schließlich seine Endform erhalten!
Auf dem Spann-Block braucht es Fingerspitzengefühl: Zu viel Dehnung bekommt dem Hut nicht.
In meinem eigenen Fundus gab es noch ein Original BAILEY Hutfutter, welches ich gesäubert und später in den Hut eingesetzt habe.
Für besondere Cowboy-Hüte muss auch ein Original-Hutfutter her!
Die Feinheiten zum Schluss: Hutband, Krempe und Krone
Nach gut 24 Stunden auf dem Spann-Block erhielt der Hut sein gewünschtes Basis-Aussehen.
Ein befreundeter Schneider umnäht mir jetzt noch die Hutkrempe.
Die 10 cm breite Hut-Umrandung bot sich für einen ‘kettle curl‘ (halb-rund aufgebogener Krempen-Rand) förmlich an. Diesen Stabilisierungs-Effekt erreiche ich mit einem ‘Hat Brim Curling Tool‘, das aus einer besonders harten Ahornholzart gefertigt ist. Dieses unscheinbare Gerät, mit dem ich an der Krempe entlangfahre und sie einschlage, ist handgefertigt und deshalb nicht so ganz billig.
Dann bekam der BAILEY noch ein neues, authentisches Hutband aus Stoff.
Letzter Schliff vor Vollendung
Die Open Crown-Höhe meines Hutes, von gut 18 cm, eignete sich für jede Hut-Kronenform. Ich verpasste ihr den ‘Oklahoma Style‘: drei ‘dots‘ mit einer zusätzlichen lang gezogenen, tropfenförmig auslaufenden Zentral-Linie (vorne auf der Krone).
Bei diesem Styling-Vorgang sollte man zügig arbeiten und dem Hut immer wieder Hitzedampf-Schübe geben. Mit einem kleinen, feuchten Schwamm kann ich die Ränder der ‘dots‘ (Einbuchtungen) weichzeichnen und der gesamten Krone ein glattes Gesamtbild geben.
Jetzt gilt es, das Hutfutter einzusetzen und der Krempe ihre End-Form zu geben. Dazu gibt es auf den Krempen-Rand erneut Hitzedampf-Schübe. Die Rundung meines Brustkorps dient mir als Auflage, um der Hut-Krempe die gewünschte, vorne und hinten geneigte Form zu geben.
Durch Erfahrung, Zeit und Geduld zum Ziel
Das fertig gestylte, restaurierte ‘Objekt der Begierde‘ ging im November 2021 an meinen Freund Jürgen Wagner; und ER war zufrieden damit!
Euer P e t e
a.k.a. marshdillion
Das vollendete Original!
Über den Autor
Peter Jakob Klein
a.k.a.
marshdillion
Pete war über 50 Jahre im ‘Western Reenactment‘ zu Hause; er war freier Hörfunk- und TV-Journalist; gearbeitet hat er für die Sender der ARD.
Wenn es um Themen des ‘Western-Hobbys‘ oder des ‘Cowboy Action Schießens‘ geht, dann fand man seine Beiträge u.a. in der VISIER.
Juergen Wagner
Juli 14, 2024 @ 4:12 pm
Danke
Für den Bericht.
Ich trage den letzten HUT von Peter mit Stolz-in meinem Besitz sind ca 10 Hüte(alle von Peter)
Auch meine Frau trägt Hüte von Peter!!!
Er war ein Genie auf der ganzen Linie!!!
Wir werden PETER in Erinnerung halten.