Die Geschichte der Texas Rangers
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20. November 2023
200 Jahre Texas Rangers: 1823-2023
Jubiläum einer legendären Einheit
Wie alle Gebiete jenseits der Frontier, der jeweiligen Besiedelungsgrenze im Westen und Süden Amerikas, war Texas im 19. Jahrhundert für viele ein Sehnsuchtsort.
Für Amerikaner, ebenso wie für Zuwanderer.
Ein Gebiet frei von staatlicher Bürokratie und Bevormundung durch selbstherrliche Monarchen.
Ein Land, in dem man sich Lebensraum schaffen und sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen konnte.
Dietmar Kuegler schreibt in seinem Buch
Die Texas Rangers:
Personifizierung für diese teils richtige, teils romantisch verklärte Vorstellung, die Texas jahrzehntelang zu einem Hauptanziehungspunkt für europäische Einwanderer machte, wurde der Texas Ranger. Der einsame Reiter, der allen Gefahren widerstand und nur der Freiheit seiner Mitbürger verpflichtet war. Kein Büttel einer tyrannischen Macht, sondern ein freier Mann in einem freien Land, der aus gemeinschaftlichem Pflichtgefühl dem Gesetz unbestechlich Geltung verschaffte, das ein freies Gesetz war, das keine Klassen kannte. […] Von solchen hehren Lichtgestalten staatlicher Exekutive wird noch heute geträumt.
— Dietmar Kügler, Verlag für Amerikanistik
Letzteres ist wohl wahr.
Sind alle anderen Vorstellungen über Texas und die Ranger Mythen?
Sicher richtig ist die Aussage von Preston Smith, texanischer Gouverneur von 1969 bis 1973, die Ranger seien “a special breed of men” (eine ganz besondere Sorte Männer).
Die Anfänge ab 1823
Die im Positiven wie Negativen berühmte Einheit hat ihre Wurzeln in einer Truppe von 10 Männern, die 1823 eingestellt wurden.
Ihr Job war der Schutz von etwa 700 amerikanischen Siedlern in der damals mexikanischen Provinz Tejas.
Initiator war Stephen Fuller Austin, der als Begründer dieser amerikanischen Siedlung gilt.
Er warb die (von den Mexikanern mit Misstrauen beobachteten) Siedler an und teilte ihnen Land aus einem Kontingent zu, das bereits die spanische Regierung zur Verfügung gestellt hatte.
Nach der Unabhängigkeit von Spanien trat die mexikanische Regierung in den Siedlervertrag ein. Austin holte vorab die Genehmigung der Mexikaner für seine Schutzleute ein. Nach der Legende bezahlte er sie aus eigenem Beutel. Sicher überliefert ist, dass sie $15 im Monat verdienten.
Die Bewaffnung – üblich waren zu Anfang ein Vorderladergewehr, eine einschüssige Pistole und ein Messer – ihr Pferd und alles weitere an Ausrüstung stellten die Männer selbst. Uniformen trugen sie nicht, anfangs nicht einmal ein Abzeichen.
Es genügte zu sagen:
“I’m a Texas Ranger”.
Rechtlich gesehen war es eine Bürgerpatroullie. Die formale Konstituierung als staatliche Organisation datiert auf 1835, mit Major Robert McAlpin Williamson als erstem Kommandeur. Losgelöst von diesen Formalien sehen die Texas Ranger ihr Gründungsdatum im Jahr 1823.
Ihre Gegner waren, neben Banditen jeder Ethnie, vor allem Indianer, speziell die Comanche und Lipan Apache. Die waren nicht nur zahlenmässig stark überlegen, sondern auch in der Schießkraft. Ein Ranger musste vom Pferd absitzen und während er mit dem Vorderladergewehr einen Schuss abgab hatte ein feindlicher Indianer vom Pferderücken aus – also hochbeweglich – zehn Pfeile abgeschossen.
Texas wird eine Republik – 1836
Im Jahr 1835 war die Mitgliederzahl auf 25 Mann gestiegen, die in einer Kompanie organisiert waren. Aufgabe war weiterhin der Schutz der Amerikaner gegen Übergriffe von Indianern und Banditen.
Nach dem texanischen Unabhängigkeitskrieg und der Loslösung von Mexiko, bestand von 1836 bis 1845 die unabhängige Republik Texas. Nach der Gestaltung der Flagge auch bekannt als “Lone Star State”.
Sam Houston (1793-1863), Sieger in der entscheidenden Schlacht gegen Mexiko bei San Jacinto, war von 1836-1838 erster Präsident, dann nochmals von 1841-1845. In diesem Jahr endete die Republik Texas durch die Aufnahme in die USA.
Bis zu dieser Zeit waren die Ranger nicht fest angestellt, sondern wurden fallweise zum Dienst einberufen.
Ende 1836 beschloss das Parlament, die Ranger fest einzustellen und an der Grenze zu Mexiko befestigte Stützpunkte einzurichten.
Die Personalstärke wuchs rapide an. Im Dezember 1836 waren es 280 Mann, im Juni 1837 schon 600.
Zum Jahreswechsel 1838/39 trat der Nachfolger von Sam Houston sein Amt als zweiter Präsident der Republik Texas an. Mirabeau Buonaparte Lamar (1798-1859, Präsident von 1838-1841) wurde als harter Kämpfer, Verteidiger der weißen Siedler und Feind aller Indianer bezeichnet.
Sein Programm lautete: “Der weiße und der rote Mann sind nicht dazu geschaffen, in Frieden miteinander zu leben. Die Natur verbietet es”.
Folglich begann er, die Ranger auf 56 Mann zu verstärken. Die Männer wurden auf drei Jahre verpflichtet und sollten gegen die Cherokee und Comanche kämpfen, die zu dieser Zeit mit den Mexikanern verbündet waren.
Die Ära Jack Hays ab 1840
1841 ernannte Sam Houston einen Mann zum Captain der Texas Ranger, der als Landvermesser aus Tennessee gekommen war.
In Texas war er kurze Zeit in der Armee, dann ritt er als Scout für die Miliz.
John Coffee “Jack” Hays (1817-1883) war nicht nur ein siegreicher Führer bei Einsätzen.
Vor allem war er der erste, der in der Rangertruppe Strukturen einführte.
Und er führte eine Waffe ein, die bis dahin in Texas noch wenig bekannt war:
Den Colt Paterson Revolver.
Diese Revolver hatten eine fünfschüssige Trommel und jeder Ranger bekam zwei Stück. Obgleich die Waffen kaum tödlich wirkten (das grösste verfügbare Kaliber war .34), war die Feuerkraft für die damalige Zeit enorm. Auch hatte die Waffe eine bedeutsame moralische Wirkung auf die Indianer. Samuel Colt war von dem Auftrag so angetan, dass er dem Modell den Beinamen “Texas” gab.
Eine Weiterentwicklung erfolgte zusammen mit einem anderen Texas Ranger, Captain Samuel H. Walker. Nach ihm benannte Colt die nun sechsschüssige Waffe als Whitneyville (der Herstellungsort) Walker Revolver.
Im Verlauf der Geschichte, entwickelte sich natürlich auch die Bewaffnung der Texas Rangers ständig weiter.
1846 begann ein Krieg der USA gegen Mexiko unter dem Kommando von General Zachery Taylor.
Die Texas Ranger wurden in seine Truppen eingegliedert.
Eine Legende besagt, dass sie der beste Truppenteil der amerikanischen Army waren; eine andere bezieht sich auf eine Aussage von General Taylor der sich über die Disziplinlosigkeit der Männer beklagt.
In der unruhigen Zeit nach dem mexikanischen Krieg vertrauten viele Siedler mehr auf den Schutz durch die Ranger als auf die US Armee.
Der Bürgerkrieg ab 1861
Im Bürgerkrieg traten ab 1861 viele Ranger in die konföderierte Armee der Südstaaten ein. Zum Beispiel war das 8th Texas Cavalry Regiment bekannt als Terry’s Texas Rangers. Bekanntlich verloren die konföderierten Staaten den Krieg, Texas wurde unter nordstaatliche Verwaltung gestellt und die Texas Rangers vorübergehend aufgelöst.
Neukonstituierung der Texas Rangers 1874
1874 bekam Texas wieder eine eigene Regierung.
Inzwischen waren die Verhältnisse so unsicher geworden, dass die Texas Ranger mit einem Frontier-Bataillon und einer Special Force wieder aktiviert wurden.
Das Bataillon mit 6 Kompanien zu 75 Männern wurde landesweit eingesetzt.
Die Special Force arbeitete im Grenzgebiet zu Mexiko zwischen dem Rio Grande und dem Nueces River.
1915 eskalierten die Straftaten ethnischer Mexikaner an der amerikanisch-mexikanischen Grenze und ebenso die Racheaktionen der amerikanischen Siedler.
Gouverneur James Ferguson beauftragte eine mannstarke Truppe der Texas Ranger mit der Wiederherstellung der Ordnung.
Um schnell erfolgreich zu sein, exekutierten diese über 300 „verdächtige Mexikaner“ ohne tiefgehende Ermittlungen oder ein Gerichtsverfahren.
Texas Ranger Frank Hamer gegen Bonnie und Clyde
Die Geschichte der Texas Ranger umspannt nicht nur 200 Jahre, sondern auch alles von heroischen Taten bis zu solchen bei denen wir uns fragen müssen, ob sie wirklich immer noble Gesetzeshüter waren.
Manche heute verklärte Heldentat war in Wahrheit schandbar. Und auf der anderen Seite romantisieren manche bis heute Verbrecher, die von den Texas Rangers getötet wurden.
Bestes Beispiel sind die Räuber Clyde Barrow und Bonnie Parker.
Über “Bonnie and Clyde” gibt es Songs und Filme die diesen Volksmythos unterstützen.
Als sie am 23. Mai 1934 von den Texas Rangers unter Führung von Francis Augustus “Frank” Hamer in ihrem gestohlenen Wagen erschossen wurden, hatten sie 12 Banküberfälle und 14 Morde (davon 9 an Polizisten) begangen und eine lange Blutspur durch den mittleren Westen gezogen.
Die Neuzeit der Texas Rangers beginnt 1935
Seit 1935 sind die Texas Ranger Teil des Department of Public Safety.
Innerhalb dieser staatlichen Behörde übernehmen sie Ermittlungsaufgaben, vergleichbar mit denen der deutschen Kriminalpolizei.
Die uniformierten Staatspolizisten in Texas sind die “Texas Highway Patrol”.
Beide arbeiten neben den lokalen Polizeibehörden der Counties und der Städte und neben der Bundespolizei.
Die Texas Rangers heute
Heute arbeiten in den Kompanien A-F um die 180 Ranger.
Noch immer tragen die Männer und nun auch Frauen weisse Hüte, Stiefel und den Pistolengurt um die Hüfte.
Tatsächlich sind neben den Einsatzfahrzeugen noch immer Pferde im Einsatz.
In den Prairiegebieten von Texas sind sie jedem Geländewagen überlegen.
Heutige Ranger haben einen College- oder Universitätsabschluss, benutzen moderne Kommunikationsmittel und State-of-the-Art Analysemethoden.
Die Hauptquartiere der sechs Kompanien sind in Houston, (A) Garland (B), Lubbock (C), Weslaco (D), El Paso (E) und Waco/San Antonio (F). Die Zentralverwaltung residiert in Austin.
Wenn Sie in die Nähe kommen besuchen Sie die Texas Ranger Hall of Fame and Museum in Waco, Texas.
Wolf H. Reblin – Beaver Creek Pioneer
Über den Autor
Wolfgang Horst Reblinsky
a.k.a.
Mr. Wolf H. Reblin, Esq., Arizona Justice of the Peace
Er befasst sich seit vielen Jahren sowohl mit der Geschichte der amerikanischen Besiedelung, als auch mit der Zeit zwischen 1920 und 1980.
Dazu veröffentlichte er Artikel im Magazin für Amerikanistik und im Gasoline-Magazine.
Hier im Beaver Creek Pioneer, schreibt er aktiv an spannenden Themen, rund um den “Old West”.
Seine historische Darstellung betreibt er als Friedensrichter im Territorium Arizona um 1870 als Wolf H. Reblin zusammen mit seiner Frau Eliza B. (Holl) Reblin.