Richard Jordan Gatling: Der Erfinder hinter der Gatling-Gun
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04. November 2023
Von Krankheiten zu Kugeln
Der 04. November stellte im Jahr 1862 einen besonderen Tag dar. Der Erfinder Richard Jordan Gatling meldete ein Patent an, von dem er glaubte, dass es den Krieg für immer verändern würde.
Es kam mir in den Sinn, dass, wenn ich ein Maschinengewehr erfinden könnte, das durch seine Schnelligkeit des Feuerns einen Mann in die Lage versetzen würde, so viel Gefechtsdienst zu leisten wie hundert, dass es zu einem großen Teil die Notwendigkeit großer Armeen überflüssig machen würde und folglich die Gefährdung durch Gefechte und Krankheiten stark vermindert würde.[1]
— Richard Jordan Gatling
Während des Bürgerkriegs erkannte Richard Jordan Gatling, dass Krankheiten mehr Soldaten töteten als Kugeln. Im Jahr 1861 entstand in seinem Kopf die Idee, eine Waffe zu entwickeln, die die Feuerrate eines Mannes um das Hundertfache steigern würde.
Es war die Geburtsstunde der Gatling-Gun.
Richard Jordon Gatling, der am 12. September 1818 in Hertford County, North Carolina geboren wurde, verschrieb sich bereits in jungen Jahren dem Erfindertum.[2]
Bereits im Alter von 21 Jahren, entwickelte er eine Schiffsschraube für Dampfschiffe. Leider wusste er nicht, dass ein Herr namens John Ericsson eine solche Erfindung bereits Monate im Voraus patentierte.[3]
Trotz des Rückschlags, blieb er seinem Einfallsreichtum treu und entwickelte im Alter von 36 Jahren Maschinen, die die Landwirtschaft einfacher gestalten sollten. Doch alleine durch seine Erfindungen konnte er seinen Lebensunterhalt nicht finanzieren und arbeitete deshalb unter anderem im Büro des County Clerks und war kurzzeitig Lehrer. Später arbeitete er auch als Kaufmann.[4]
Gatling erlangte 1850 sogar einen Abschluss als “Doctor of Medicine” (M.D.), als er ein erweitertes Interesse an der Medizin entwickelte. Der Grund der hier genannt wird, ist, dass er die Pocken überlebte und daher anfing zu studieren. Allerdings praktizierte er nie als Arzt, sondern blieb weiterhin als Erfinder tätig.[5]
Vom Saatpflanzer zum Kriegswerkzeug:
Die Geburt der Gatling-Gun
Als der Amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, befasste sich Gatling zunehmend mit Feuerwaffen und vor allem mit deren Perfektionierung.[5]
Während des Krieges setzte sich ein Großteil der Bewaffnung für Infanterie Soldaten aus Vorderladerwaffen zusammen. Diese Waffen hatten für sich gesehen eine sehr langsame Schussrate, da sie nach jedem Schuss aufwendig neu geladen werden mussten. Um im Gefecht schneller schießen zu können, bildete die Infanterie Reihen, sodass Schüsse pro aufgestellter Reihe immer abwechselnd abgegeben werden konnten.
Es waren also viele Soldaten notwendig, um im Gefecht zu dominieren, denn so stieg die Feuerkraft und damit die Chance eine Schlacht zu gewinnen. Unterstützt wurde die Infanterie durch Soldaten der Artillerie (Kanoniere) und der Kavallerie zu Pferd.
Diese Ausgangssituation bildete die Grundlage für die Überlegungen Gatlings, der für sich die Frage beantworten musste: “Wie schaffe ich effizientere Feuerkraft mit weniger Soldaten?”
Seine Ideen wurden Realität, als Gatling 1861 – also bereits im ersten Kriegsjahr – die erste Gatling-Gun entwickelte, basierend auf einem Saatpflanzer-Prototyp seiner früheren Erfindungen.[3]
Schon 1862 gründete er die Gatling Gun Company in Indianapolis, Indiana, um seine bahnbrechende Erfindung zu vermarkten. Er meldete das Patent für seine Gatling-Gun am 04. November 1862 an.[6]
Doch der Anfang war holprig – ein Brand in einer Fabrik zerstörte die ersten sechs Waffen.[5]
Doch wie reagierte die Unionsarmee auf ein Geschütz, das nun in der Lage war mehrere hundert Schuss pro Minute abzufeuern?
Eine Waffe, die Geschichte schreiben sollte
Beim anfänglichen Modell der Gatling-Gun aus 1862, wurde ein Verbund aus sechs Läufen, die im Kreis angeordnet waren, durch eine Kurbel in Rotation gebracht. Durch das Kurbeln lädt jeder Lauf eine einzelne Patrone aus dem oben angebrachten Magazin und feuert den Schuss ab, wenn eine bestimmte Position erreicht war. Die leere Hülse wurde unten links ausgeworfen und der Lauf konnte abkühlen, bis er durch die Rotation wieder die obere Position erreichte. Eine weitere Patrone wurde durch die Schwerkraft in den Lauf geladen und der Zyklus begann von vorn.[7]
Eine Gatling Gun in der Western-Hobby Szene
Das Modell aus 1862 erreichte somit immerhin eine Feuerrate von ca. 200 Schuss pro Minute. Spätere Versionen erreichten bereits eine Feuerrate von ca. 400 Schuss pro Minute.[8] Mit einer Besatzung von vier Mann, wurde die finale Version der Gatling Gun in Betrieb genommen.[5]
Obwohl die Gatling-Gun während des Bürgerkriegs entstand, wurde sie kaum eingesetzt. Gatling wurde von einigen Teilen der Bevölkerung als “Copperhead” bezeichnet, doch seine Verbindung zur konföderierten Regierung wurde nie bewiesen, auch wenn sein Geburtsort in North Carolina lag. Tatsächlich lebte er auch nicht im Süden während des Bürgerkriegs.[9][3]
Erst im Jahr 1866, also ein Jahr nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs, kaufte die Amerikanische Regierung offiziell Gatling-Guns.[3]
Zuvor wurden insgesamt lediglich 13 Stück verkauft, 12 davon gingen an den General Benjamin F. Butler, eine ging in den Besitz von Admiral David Dixon Porter über. Beide waren der Unionsarmee zugehörig.[3]
Daher wird heute davon ausgegangen, dass die Gatling-Gun im Amerikanischen Bürgerkrieg nur wenig Anwendung fand. Es lässt sich allerdings erahnen, welchen Schrecken die Waffe auf dem Schlachtfeld hinterließ, wenn sie eingesetzt wurde.
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Ihre wirkliche Geschichte schrieb die Waffe erst Jahre später, nachdem der Amerikanische Bürgerkrieg längst vorbei war. Ein maßgebender Faktor war dabei unter anderem eine neue Entdeckung, die im Begriff war die Massen zu erobern: Die Elektrizität.
Vom Erfinder zum Verkäufer
1870 verkaufte Gatling seine Patente an Colt. Er blieb jedoch bis zur vollständigen Übernahme durch Colt 1897 Präsident der Gatling Gun Company.[3]
In Kanada ist die Verwendung der Gatling-Gun u.a. 1885 belegt, zur Zeit der Nord-West Rebellion. Ein Soldat der Connecticut National Guard nutzte eine privat erstandene Gatling-Gun, gemeinsam mit dem kanadischen Militär gegen die Métis und indigene Völker Kanadas.[10]
1893 revolutionierte Gatling seine Erfindung noch einmal mit einem elektrischen Motor, der eine beeindruckende Feuerrate von 3.000 Schuss pro Minute ermöglichte.[11]
Das Erbe der Gatling-Gun
Nicht nur die USA oder Kanada machten Gebrauch von der Gatling-Gun. Es gibt Belege, dass die Waffe vor allem während der Europäischen Kolonialisierung gegen weitere indigene Völker und Gruppen eingesetzt wurde, u.a. auch gegen die südafrikanischen Zulu, nomadisch lebende Beduinen des Mittleren Ostens oder gegen die zentralasiatischen Turkmenen – um nur ein paar zu nennen.[10]
Die Handkurbel-Gatling-Gun wurde schließlich 1911 von der US-Armee für veraltet erklärt. Doch Jahrzehnte später erlebte das Konzept mit elektrischem Antrieb eine Wiedergeburt in der M61 Vulcan, sowie der Minigun.[5]
Auch wenn die ursprüngliche Erfindung von Richard Jordan Gatling im Amerikanischen Bürgerkrieg relativ wenig Beachtung fand, so legte er dennoch einen markanten Grundstein für die weitere Entwicklung dieser Art von Waffen.
Seine ursprünglichen Überlegung, dass durch seine Erfindung die Gefährdung durch Gefechte stark vermindert werden würde, kann man heute, 161 Jahre nach der Anmeldung seines Patents, nur unkommentiert im Raum stehen lassen.
Colton White – Beaver Creek Pioneer
Wolfgang H. Reblinsky
November 14, 2023 @ 12:39 pm
Und lebten wir nicht im Land der Weinerlichen und Verbürokratisierten sondern im Land der Tapferen und Freien -:)
dann könnten wir uns eine Gatling Gun auf Eichenholzlafette in 9mm in den Garten stellen.
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