Mit großem Schrecken mussten wir erfahren, dass der Eigentümer, Publizist und Verleger des Magazin für Amerikanistik, Dietmar Kügler, verstorben ist.
Dietmar Kügler – * 4. Juni 1951 † 3. Dezember 2022
Mit seinem fundierten Fachwissen begeisterte er seit über 50 Jahren alle, die sich für Nordamerikanistik interessieren. Sein Wissen schrieb er in über 60 Büchern, sowie Artikeln und Essays nieder und veröffentlichte bis zuletzt im Magazin für Amerikanistik.
Neben seinen literarischen Werken bot Kügler auch historisch geprägte Reisen nach Amerika an.
Unsere Gedanken sind in diesen finsteren Stunden bei seiner Frau Karen und seiner Familie.
Wenn man Beaver Creek Valley durch das große hölzerne Tor betritt, taucht man in eine andere Welt ein. Ein Sheriff steht auf der Veranda und überblickt das Gelände, ein Cowboy geht zum Chuck- Wagon, um sich seine Portion vom frisch zubereiteten Eintopf zu sichern, der gerade noch über dem Lagerfeuer köchelte. Im Hintergrund hört man den Blacksmith, wie er ein Eisen bearbeitet und ein Banjo-Spieler spielt sein einsames Lied.
Man bekommt den Eindruck vermittelt, man sei mitten im Wilden Westen, der scheinbar wieder lebendig geworden ist – durch Darstellerinnen und Darsteller, die sich dieser historischen Zeitgeschichte angenommen haben und ihre Rolle hier in Beaver Creek Valley authentisch verkörpern!
Doch nicht nur sie leben in Beaver Creek Valley einen Traum – auch andere haben die Idee, diese Kulisse für sich und ihre Ideen zu nutzen!
So auch ein “Moonshiner” aus dem Umland, der an uns herantrat, um in Beaver Creek Valley etwas außergewöhnliches anzustoßen.
Beaver Creek Valley ist wie eine Western-Kulisse, in der alle Darstellende ihre Träume historisch korrekt nachleben können.
Wie ein Gin-Liebhaber nach Beaver Creek Valley kam
Wir wollen Euch daher heute von einem ungewöhnlichen Dreh zu einem Werbespot erzählen, zu dem unser Robert die Idee lieferte. Robert ist ein guter Freund der TRP und studierter Medientechniker und Medienproduzent mit Master-Abschluss.
In seinem Unternehmen, der Panorama Videoproduktion, verwirklicht er die Ideen und Träume seiner Auftraggeber – sozusagen ein kleines Stückchen Hollywood für jedermann.
Robert hatte einen Auftrag an der Hand, der – wie er beschrieb – im “Western-Stil” umgesetzt werden müsse.
Welcher Ort würde sich also besser eignen als Beaver Creek Valley?
Und wie es im Filmgeschäft eben so ist, müsste das natürlich sehr bald geschehen, da der Spot auch sehr zeitnah in Umlauf gebracht werden sollte. Als Drehtermin war deshalb gleich der Januar 2022 festgelegt worden.
Roberts Auftraggeber war zu diesem Zeitpunkt der Betreiber einer Destille aus dem Fichtelgebirge, deren Tradition bis auf das Jahr 1864 zurückreicht: Marcel Völkel von Sack’s Destille aus Weißenstadt
Der Inhaber und Betreiber der Sack’s Destille in Weißenstadt – Marcel Völkel
Marcel wandte sich an die Panorama Videoproduktion, da seine neue Gin-Kreation “Outlaw” aus der Reihe der “Illegal Gins” in einem Werbefilm dargestellt werden sollte.
Als Gin-Liebhaber, war das bereits Marcels dritte Gin-Kreation, neben den bereits erschienenen Sorten “Bandit” – mit echter Vanille aus Madagaskar – und dem “Rebel” – einem kulinarischen Feuerwerk aus Waldmeister und Zitrone.
Ein Outlaw hält sich an keine Gesetze. Schon gar nicht der Illegal Gin „OUTLAW“, der die Regeln von Massenproduktion und Massengeschmack einfach außer Acht lässt. Er kennt nur einen feinen individuellen Geschmack. Sei gespannt auf ein einzigartiges Gin Vergnügen. Echter Gin besticht durch einen reinen und abgerundeten Hauch Wacholder. Deshalb enthält dieser ungefilterte Gin aus unserer Destille nur frische und natürliche Zutaten.
Die Namen sind natürlich sehr passend für das “Western-Genre”, weswegen wir uns gerne dazu bereit erklärten, bei der Produktion des Werbespots mitzuwirken. Zudem gefiel uns die Idee, ein regional ansässiges Geschäft zu unterstützen.
Wir putzten uns also heraus, polierten die Revolver und machten uns startklar für einen spannenden Drehtag am Set: “Beaver Creek Valley”!
Cast und Plot: Die Akteure und Handlung des Werbespots
Marcel Völkel – M.J. Morningstar, Outlaw BossAndreas Niemczyk – Zach, M.J.’s rechte HandWerner Schmidt – Chet McCay, U.S. Marshal in Beaver Creek ValleyRobert Neuber – Produzent und Kameramann
Der “Outlaw-Boss M.J. Mornigstar” sitzt im Gefängnis von Beaver Creek Valley ein. “Zach”, sein engster Vertrauter, beschließt eines Nachts seinen Boss zu befreien. Doch kommt er an den wachsamen Augen des U.S. Marshals “Chet McCay” vorbei, ohne in eine Schießerei zu geraten?
Bilder zum Film
Man glaubt kaum, dass hinter einem 30 Sekunden Werbespot, letztlich ein ganzer Tag Arbeit steckt.
Hier folgen ein paar Eindrücke vom Drehtag:
Der Dreh-Ablauf am Set: Beaver Creek Valley im Januar
Zunächst wurde vor dem Drehbeginn jede einzelne Szene mit den Protagonisten besprochen. Dass dann nicht gleich alles so läuft, wie sich das unser Kameramann gewünscht hat, könnt ihr euch sicherlich vorstellen. So kam es schon einmal vor, dass eine Szene viele Male wiederholt werden musste. Da hat z.B. das Licht oder die Einstellung nicht gepasst, es waren Sachen im Bild die da nicht hingehören, die Bewegungen waren zu stürmisch oder zu unbeholfen und es wurde gelächelt wo eine ernste Mine gewünscht war.
Zusätzlich musste zu jeder neuen Einstellung die Kamera umgebaut werden, ob im Außen- oder im Innenbereich.
Für die letzten Szenen mussten wir auf den Abend warten, um die Lagerfeuereinstellung richtig und authentisch einfangen zu können.
Das alles geschah am Sonntag, den 23. Januar 2022. Es war ein typischer Wintertag für unsere Gegend; es war eiskalt, nass und das Gelände dementsprechend matschig. Aber es war grandios und wir sind froh, dass wir dabei waren!
So einen interessanten und aufregenden Tag erlebt man nicht allzu oft. Trotz der Nässe und Kälte hat der Dreh mit Sack’s Destille
großen Spaß gemacht. Zu guter Letzt sind wir mitten in der Nacht – durchfroren – aber mit dem Ergebnis zufrieden, nach Hause gefahren.
Seit über 150 Jahren werden in Sack’s Destille feine Geister und Spirituosen hergestellt. Marcel, der jetzige Inhaber und Betreiber führt diese Tradition weiter fort.
Für die namhafte Metal Band Hämatom produziert er F.U.K. Gin und Feuerwasser.
Zwischenzeitlich kann die Destille auf mehrere Auszeichnungen zurückblicken, u.a. die Auszeichnungen “Betrieb des Jahres” 2021 für Bayern und 2022 für Deutschland.
Marcel stand erneut vor der Kamera, und zwar beim Oberfranken-TV. Für die Kochshow „Einfach Lecker“ lieferte er schmackhafte Tipps für feine Digestifs nach dem Dinner.
Auf Instagram und Facebook teilt Marcel Neues und Aktuelles rund um die Destille!
Daneben ist M.J. Gitarrist und Gründer der Postapocalyptic Metal Band Wasteland Clan
Zach Volcanic – alias Andreas Niemczyk Im beruflichen Alltag ist er Ingenieur im Maschinenbau und Materialwissenschaftler, in der Freizeit Bassist der Postapocalyptic Metal Band „Wasteland Clan“.
Mit Sack’s Destille gab es in 2022 ein weiteres Highlight: Die Verköstigung von authentischen Cocktails aus dem Wilden Westen!
Der Beaver Creek Pioneer wird in Kürze darüber berichten!
Gesellschaftliche Umgangsformen im Alltag, Arizona Territorium um 1870
Artikel enthält unbezahlte Werbung
Lesedauer: ca. 4 Minuten.
Samstag, den 03. April 2022
Die gesellschaftlichen Umgangsformen in den Vereinigten Staaten von Amerika waren in der Gründungszeit vor allem geprägt von englischen Einflüssen.
Dazu kamen die Regeln und Gewohnheiten, die von anderen europäischen Einwanderern mitgebracht wurden, insbesondere von Franzosen, Deutschen, im Nordosten auch von Niederländern und im Südwesten von Spaniern bzw. Mexikanern.
Einige religiöse Zuwanderergruppen versuchten zwar, ihre mitgebrachten Sitten nicht mit anderen zu vermischen, für die allermeisten Amerikaner war es aber gerade das Loslösen von Traditionellem und Annehmen von Neuem, was das Leben in den USA so reizvoll machte.
Das Photostudio Maull & Polyblank aus London liefert einige zeitgenössische Photographien der damaligen Mode.
Die folgende Übersicht kommt aus dem Territorium Arizona und spiegelt die Etikette im Wilden Westen um 1870 wieder.
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Diese und weitere interessante Begebenheiten im Buch!
In seinem neuen Buch Spotlights On American History, beleuchtet der Autor Wolfgang Horst Reblinsky in insgesamt 45 Kapiteln, besondere Begebenheiten der amerikanischen Geschichte, die nicht in jedem Geschichtsbuch zu finden sind.
Das Motto des Buchs lautet:
“Hinter der amerikanischen Geschichte stehen Menschen und hinter diesen Menschen stehen deren Geschichten.”
In einem kurzen Video-Clip, haben wir die Etiquette-Regeln des Arizona Territory für Euch zusammengefasst. Rancher Chet McCay führt seine zukünftige Frau Gill zum Abendessen in der Frontier Tavern von Beaver Creek Valley aus.
Die Regeln der Etikette im Wilden Westen im Überblick
Gehen als Paar
Die Dame geht rechts an der Hand oder am Arm des Herrn. Die Hände sollten dabei mindestens auf Hüfthöhe sein. Die rechte Hand der Dame hebt dabei das Kleid etwas vom Boden ab. Die linke Hand des Herrn ruht an der Seite oder auf seinem Rücken.
Ein Fahrzeug verlassen
Ein Fahrzeug (z.B. Kutsche, Eisenbahnwaggon) verlässt die Dame erst, wenn ihr Herr oder ein Bediensteter ihr die Türe geöffnet hat und beim Aussteigen behilflich sein kann. Die Türe wird erst geöffnet, wenn der Herr sich überzeugt hat, dass der Dame ausserhalb des Fahrzeugs keine Gefahr droht (Gesindel, Verkehr, hochgewirbelter Schmutz etc.).
Ein Gebäude oder Raum betreten / verlassen
Beim Betreten oder innert eines sicheren Gebäudes hat die Dame Vortritt. Beim Betreten eines unsicheren Raumes, zB. eines Foyers oder Lokals und immer beim Verlassen eines Gebäudes, geht der Herr voraus, sichert und hält der Dame dann die Türe auf; die Dame drängt nicht hinter dem Herrn her sondern wartet, bis er die Sicherung durchgeführt hat.
Auf der Treppe
Sollte es einem Paar nicht möglich sein, nebeneinander (die Dame auf den rechten Arm des Herrn gestützt) eine Treppe hinauf oder hinunter zu schreiten, so gilt: Hinauf geht erst die Dame, der Herr eine Stufe hinter ihr. Hinab geht erst der Herr, die Dame eine Stufe nach ihm. Grund: Sollte die Dame auf den Rocksaum treten und stolpern, kann der Herr sie so auffangen.
Begrüßung / Verabschiedung
Zur damaligen Zeit begrüsste man zuerst den Herrn und dann die Dame. Zur Begrüssung einer wohlbekannten, vertrauten Dame ist ein angedeuteter Handkuss durch den Herrn üblich. Sollte die Dame nicht so vertraut sein ist es angemessen, die Hand zu reichen und durch Nicken eine Verbeugung anzudeuten. Eine Dame wird in gleicher Situation die Hand reichen und einen leichten Knicks machen. Bei der Verabschiedung gilt das ebenfalls.
Bei Tisch
Die Sitzordnung gebührt, dass die Dame immer rechts von ihrem Begleiter sitzt.
Wenn man bereits am Tisch Platz genommen hat und es kommen weitere Tischnachbarn dazu, dann steht der Herr zur Begrüßung auf, die Dame bleibt sitzen.
Möchte eine Dame vom Tisch aufstehen, signalisiert sie dies ihrem Begleiter. Dieser erhebt sich und rückt ihren Stuhl zur Seite; beim Hinsetzen rückt er den Stuhl zurecht. Falls die Dame alleine ist, übernimmt ein Tischnachbar diese Tätigkeit aus Höflichkeit und Ehrerbietung.
Die Herren sollten stets bemüht sein für das leibliche Wohl der Damen zu sorgen. Getränke werden einer Dame immer von einem Herren an den Tisch gebracht, wenn sie nicht von einem Kellner serviert werden.
Wenn die Speisen nicht serviert werden, können die Damen sich ihre Speisen am Buffet aussuchen und mitnehmen oder der Herr begleitet die Dame, legt ihre Auswahl auf und trägt den Teller zu ihrem Platz.
Fällt einer Dame etwas herab, sollte sich stets ein Herr finden, der sich geehrt fühlt, den Gegenstand aufzuheben.
Fortsetzung folgt…
Im nächsten Teil der Reihe “Mit Fächer und Colt – Etikette im Wilden Westen”, widmen wir uns festlichen Bällen und gehen auch auf die geheime Fächersprache der Damen ein!
Wolf H. Reblin – Beaver Creek Pioneer
Über den Autor
Wolfgang Horst Reblinsky
a.k.a.
Mr. Wolf H. Reblin, Esq., Arizona Justice of the Peace
Er befasst sich seit vielen Jahren sowohl mit der Geschichte der amerikanischen Besiedelung als auch mit der Zeit zwischen 1920 und 1980.
Seine historische Darstellung betreibt er als Friedensrichter im Territorium Arizona um 1870 als Wolf H. Reblin zusammen mit seiner Frau Eliza B. (Holl) Reblin.
Reblinsky, Wolfgang: Spotlights On American History – (Be)Merkenswertes aus der amerikanischen Geschichte, 2021, 1. Auflage, tredition GmbH, Seite 79-81.
Ein Rückblick auf das Jahr 2021 und was 2022 vor uns liegt
Als wir im Jahr 2020 das erste Mal in unserem Beitrag “Corona macht auch vor dem Wilden Westen nicht Halt”, berichteten, wusste damals jeder um die extreme gesundheitliche Lage. Zu unserem damaligen Sommerlager hatten wir sicherheitshalber schon gar nicht eingeladen. Alle danach folgenden Veranstaltungen in 2020, wie Thanksgiving oder unsere Weihnachtsfeier, haben wir Corona-bedingt auch ins Wasser fallen lassen müssen. Und mal ehrlich, keiner hat doch wirklich damit gerechnet, dass wir so lange mit der Pandemie zu kämpfen haben werden. Auch im Dezember 2021 war der Spuk noch lange nicht vorbei, im Gegenteil, wir steuern auch 2022 erneut auf eine extrem schwierige Situation zu.
Wir leben mittlerweile in einer verrückten Welt, die alles auf den Kopf stellt. Betrachten wir nur die beiden Worte “positiv” oder “negativ”. Mit dem Wort “positiv” verbanden wir stets etwas wünschenswertes oder erfreuliches! Wenn wir an eine positive Person dachten, so war doch in den meisten Fällen ein lebensfroher, optimistischer Mensch gemeint. Das Gegenteil dazu ist die negative Person, quasi ein ablehnender, schwarzmalerischer Mensch.
Zumindest in unseren Köpfen hat sich aber etwas geändert: Sind die Menschen heute positiv, werden sie in Quarantäne geschickt und isoliert und wir denken zuerst an etwas Schlechtes! Ist der Test auf der anderen Seite negativ, darf man am zentralen Leben teilnehmen – etwas Erfreuliches also.
Wir haben zumindest vor, positiv auf das Jahr 2022 zu blicken und gehen mit einem Augenzwinkern davon aus, dass unsere Leser wissen, was gemeint ist.
Der TRP Rückblick 2021 – Ein Blick auf die Vergangenheit
Das Jahr 2021 sah immerhin etwas freundlicher aus, als das voran gegangene. 2020 haben zumindest wir aus unseren persönlichen Kalendern gestrichen.
Negativ war zunächst die Tatsache, dass wir erneut auf unsere lieben Gäste und Freunde der TRP verzichten mussten. Auch hier hatte das Wohl und die Gesundheit eines jeden Einzelnen oberste Priorität. Die Folge daraus war, dass wiederum alles im kleinen Mitgliederkreis von statten ging. Nach ellenlangen Gesprächen mit den Behörden und der Beachtung jeglicher Corona-Auflagen, durften wir dann eine kleine interne Veranstaltungen abhalten.
Positiv, wie wir meinen und genau davon wollen wir Euch erzählen! Von der Schönheit unseres Geländes, von den unerschöpflichen Hobbygegebenheiten, von den “hard working-days”, dem unbeschreiblichen Sommer auf Beaver Creek Valley, vom Herbst-Rendezvous und unserem Danksagungsfest “Thanksgiving”!
Steigt einfach gedanklich hier in unserem TRP Rückblick 2021 mit ein und malt Euch aus, wie es nächstes Jahr hoffentlich wieder für alle werden könnte.
Wasser: Ein guter Diener, aber ein schlimmer Herr
Leider schickt die Corona-Pandemie nicht auch das schlechte Wetter in Quarantäne. Und so hat uns auch in 2021 das Hochwasser eiskalt erwischt. Die andauernden Regenfälle im Januar haben unsere beiden Flüsse, die unser Grundstück umfließen, anschwellen lassen und sind über die Ufer getreten. Eine Überschwemmung unseres Geländes war die Folge und wie schon so oft in den letzten Jahren, richtete sie wieder erhebliche Schäden an.
Dem nicht genug, musste uns der Regen auch noch eine weitere Baustelle aufmachen.
Das nicht enden wollende Wasser von oben, zeigte uns erhebliche, undichte Stellen im Dach unserer Taverne. Das Wasser ergoss sich förmlich von der Decke in den Saloon. Wie im alten Westen stellten wir unter die tropfenden Stellen jede Art von Gefäßen, um das Übel weitestgehend aufzufangen. Zum Glück befand sich Beaver Creek Valley noch im Winterschlaf. So konnten wir die Schwachstellen ausmachen und für uns war nun klar, die Taverne braucht im Frühjahr ein neues Dach.
So gesehen hatte es auch was Gutes! Denn stellt Euch vor, wir sitzen während des Hauptcamps, an einem warmen, sommerlichen Regentag gemütlich in unserem Gemeinschaftsdomizil und würden das edle Nass von oben zu spüren bekommen. Das würde zwar wieder der Authentizität entsprechen, aber wir denken, das will nicht wirklich jeder.
Normalerweise ist die Heidenaab etwa 4m breit.
Als die Fotos entstanden, befand sich das Wasser schon wieder auf dem Rückzug!
Einzug des Frühlings in Beaver Creek Valley
Doch nach dem Regen folgt bekanntermaßen die Sonne! Zwar hat es 2021 etwas länger gedauert, aber letztlich hat der Frühling den Winter vertrieben und erweckte die Natur unweigerlich zu neuem Leben. Dies war für uns einer der schönsten Momente in Beaver Creek Valley.
Kommt näher und tretet ein, erlebt mit uns, wie der Frühling in Beaver Creek Valley Einzug hält.
Harte Ranch Arbeit – heute leichter als damals
Fast wie in jedem Jahr, starteten wir auch in 2021 in Beaver Creek mit der Beseitigung der Schäden, die uns die Frühjahrs-Stürme hinterlassen haben. Es ist schon einige Zeit her, da wurde unsere Tanz-Lodge auch Opfer eines Sturmes.
Das Bild stammt aus dem Frühjahr 2018, erinnert uns aber immer wieder daran, dass vor allem am Anfang des Jahres immer wieder Arbeiten anstehen, die wir zwangsweise erledigen müssen.
Im Frühjahr 2021 mussten lediglich ein paar Bäume daran glauben. Zu unserem Glück fielen diese auf die Nachbarwiese. Gott sei Dank, sie konnten dadurch keinen weiteren, großen Schaden anrichteten. Trotzdem riefen die umgestürzten Bäume einen Tag Arbeitseinsatz auf den Plan. Wir sahen uns nämlich verpflichtet, die Heuwiese unseres guten Nachbarn wieder in Ordnung zu bringen.
So ein Gelände bringt an einigen Tagen nicht nur allerlei Vergnügen mit sich, manchmal muss auch angepackt werden. Doch auch das machen wir gerne!
Wir finden, dass es gut tut, nach getaner Arbeit auf das geschaffte Werk zu blicken und Beaver Creek Valley in neuem Glanz erstrahlen zu sehen!
Turmbau im Fort der “American Fur Trade Company”
Vor jedem Vergnügen hat unser Herr und Gott den Schweiß gesetzt!
So hatten wir beschlossen, das bestehende Fort der American Fur Trade Company um einen Aussichtsturm zu erweitern. Um die Idee zu verwirklichen, musste ein Teil des Schutzwalls vom Fort weichen. Der Rückzugsort der Trapper war somit für einige Zeit gegenüber feindlichen Angriffen ungeschützt – es war also mit der Aufrichtung des Turmes Eile geboten.
Aber all die fleißigen Hände haben dazu beigetragen, dass der Ursprung des Forts fix wieder erreicht wurde. Nun schmückt das Fort ein zusätzlicher Aussichtsturm und rundet somit als stilvolles Element unser schönes Beaver Creek Valley ab.
Das nächste Trapper-Rendezvous kann also kommen!
Trappers’ Rendezvous im Frühjahr 2021
Rechtzeitig zum Frühjahrs-Rendezvous der Trapper wurde das Fort der Fur Trade Company also fertiggestellt. Auch wenn wir nur im kleinen Kreise in die damalige Zeit abtauchen durften, hatten wir viel Spaß an der Sache!
Das Wetter war hervorragend und die Stimmung ausgelassen schön. Neben gutem Essen, allerlei Kurzweil und guten Gesprächen über die historische Zeit, war alles dabei. Natürlich hoffen wir schwer, dass sich nächstes Jahr um diese Zeit, wesentlich mehr Trapper einfinden werden und mit uns in den Frühling hineinfeiern.
Hier ein paar Bilder von diesen unbeschwerten Tagen. Wir freuen uns, wenn wir vielleicht im Frühling 2022 mit mehr Teilnehmern rechnen können!
Zusammen unter neuem Dach – Die Taverne wird “dicht” gemacht!
Die vage Idee vom neuen Tavernen Dach Anfang 2021 galt es nun vor dem Sommercamp im August noch umzusetzen. Fast alle Mitglieder der TRP erklärten sich bereit bei diesem Projekt mitzuhelfen.
Zunächst wurden die Baumaterialien organisiert. Nach getaner, doch sehr aufwändiger Vorarbeit, konnte der nächste Abschnitt in Angriff genommen werden. So konnten wir dann an einem schönen sonnigen Tag unserer Taverne eine neue, regendichte “Haube” verpassen. Alles in allem war dies ein sehr arbeitsintensiver, aber von Triumpf gekrönter Tag. In den Folgewochen wurden dann die erforderlichen Kleinarbeiten erledigt und unser Vorhaben konnte schließlich rechtzeitig zum Sommercamp mit Bravour fertig gestellt werden.
An dieser Stelle möchten wir noch einmal allen Helfern und Gönnern unseren Dank aussprechen. Besonderer Dank gilt unserem Sponsor “Manni”, sowohl für seinen freiwilligen Einsatz, als auch für seine helfenden Hände.
Im Anschluss einige Fotos von der gemeinschaftlichen Arbeit.
Nun ist unser “Prachtstück” wasserdicht und wartet darauf, dass wir alle wieder gemeinsam unter einem Dach zusammen kommen.
Alle auf einem Dach, damit wir gemeinsam unterm Dach sitzen können!Nur wer gut isst, kann gut arbeiten. Danke Birgit für die tolle Verpflegung!
Einsatz mit schwerem Gerät: Abtransport alter Lasten
Etwa um 2017 hatten wir einmal die Idee, einen alten fahrbaren Kühlwagen in eine mobile Werkstatt umzubauen. Leider konnten wir dies aus verschiedenen Gründen nicht in die Tat umsetzen. Nachdem der aber zu der Zeit bereits gekaufte Wagen viel entscheidenden Platz wegnahm und nicht unbedingt eine Augenweide für unser schönes Gelände war, haben wir beschlossen: Das Ding muss wieder weg!
Nach langem hin und her, hatten wir auch einen Abnehmer gefunden. Leider war unser Wagen nicht mehr verkehrstauglich und so musste eine etwas größere Transportmöglichkeit dafür her. Schließlich rückte der Käufer mit schwerem Gerät an, damit er das Teil mit auf die Heimreise nehmen konnte. Mit vereinten Kräften und Hilfe durch die Nachbarschaft, wurde der Wagen letztlich aufgeladen und abtransportiert. Ich kann Euch sagen, dass war ein aufregender Nachmittag. Und das alles noch schnell vor unserem Sommerlager. Aber seht selbst:
Internes Authentic Camp in 2021: Ein TRP Sommermärchen!
Unser Sommermärchen leztes Jahr, war ein internes Camp – welches nur mit Mitgliedern der TRP stattfand. Dennoch war es eines der schönsten, die wir in Beaver Creek Valley hatten. Es war eine tolle Zeit. Wer gerne mehr dazu erfahren möchte, schaut schnell auf unserem Blog Post Authentic Camp 2021- Klein aber fein vorbei. Dort haben wir die phantastischen Eindrücke abgebildet. Hier ein paar Bilder zur Auffrischung Eurer Erinnerung.
Das Fort der Fur Trade Company mit neuem Wehrturm, kurzfristig unter Flagge der “Royal Canadian Mounted Police”!
Der Innenraum unserer Outdoor-Tavern: trocken, wasserdicht und im neuen Glanz.The Texas-Ranger – Company D zu Gast in Beaver Creek ValleyThe Law of Beaver Creek Valley – unsere Gesetzeshüter sorgen für Recht und Ordnung.Gill und Chet McCay vor Ihrem ranch house!
Ein Blick ins Ranch House der Rancher-Family McCay!
Drei Cowboys der Beaver Creek Valley Ranch.
Oktober 2021 – Eine Zeitreise nach Pullman City im Harz
Meist ein oder zweimal im Jahr besuchen wir unsere Freunde im weit entfernten Pullman-City-Harz. Für uns ist das eine willkommene Gelegenheit, alte Bekannte wiederzusehen und auch neue Leute kennenzulernen.
Doch in diesem Jahr überschattete der tragische Tod des Pullman City Betreibers Wolfgang Hagenberger die sonst so festlichen Treffen.
Gerne möchten wir Euch trotzdem an ein paar Eindrücken teilhaben lassen. Vielleicht treffen wir uns ja in 2022 zum Frühjahrs-Rendezvous der Trapper und Indianer dort wieder.
Cowboys verschiedener Ranches treffen sich in Pullman CityTexas Longhorns in der MainstreetBarndance Gang Live-MusicGill & Chet McCays General StoreOld West Outfitter “SAM”Treff mit den Cowboys der “General Houston Ranch Texas”Der letzte Blick zurück! Pullman City, wir kommen wieder!
Herbst-Rendezvous auf Beaver Creek Valley
Unseren Wunsch auf mehr Hobby in 2021, haben wir unweigerlich auch aus Pullman City mitgebracht. Motiviert entschlossen wir uns deshalb, spontan noch ein internes Herbst-Rendezvous ins Leben zu rufen.
Unmittelbar nach unserer Reise, quasi fast sofort im Anschluss, haben wir deshalb diese Idee umgesetzt. Durch diese kurzfristige Entscheidung konnten natürlich nicht alle der Einladung folgen und so kam unser zweites kleines internes Lager zustande.
Wir haben uns für dieses Treffen nicht viel Aktivitäten auf die Fahne geschrieben, sondern genossen einfach ein geselliges Beisammensein. Die interessanten Gespräche und das gemeinsame Kochen rundeten den Tag ab. Anschließend ließen wir den Tag bei Spaß und gute Laune in unserer Taverne ausklingen – was will man mehr.
Doch, da wäre etwas: Unsere guten TRP-Freunde sollten nächstes Jahr nicht fehlen. Vielleicht gefallen Euch ja die Bilder und Ihr seit nächstes Jahr mit dabei.
Thanksgiving – Eine TRP Tradition kehrt 2021 zurück
Der Startschuss für unsere erste TRP-Thanksgiving-Feier fiel eigentlich im November 2010. Durch viele Absagen wegen den bereits parallel zu dieser Zeit laufenden Weihnachtsfeiern, haben wir kurzerhand diesen Danksagungs-Tag in den Februar 2011 verlegt. Bereits 2020 haben wir schon einmal über unsere Thanksgiving Feiern in unserem Blog-Post “Thanksgiving – Hintergründe einer Tradition” berichtet.
So konnten wir im Jahr 2021 stolz auf 10 Jahre TRP-Thanksgiving-Veranstaltungen mit vielen Gästen zurückblicken. Wir erinnern uns gerne, denn jede Veranstaltung für sich war ein Highlight!
Lediglich die Veranstaltung in 2019 wurde im internen Kreis abgehalten und wie allen bekannt ist, musste die Feier in 2020 wegen der Corona-Pandemie ganz ausfallen. Umso mehr freuten wir uns, dass wir vom Amt für dieses Jahr grünes Licht bekamen. Die Veranstaltung durfte Corona konform unter 3G stattfinden. Zudem konnten wir zu dieser privaten Feier nach langer Zeit auch wieder Gäste einladen.
Leider kam das OK für die Feier von den Behörden relativ spät. Das hatte zur Folge, dass unsere Einladung nur einige unserer Freunde noch rechtzeitig erreichen konnte. Auch wenn es somit wieder eine relativ kleine Feier wurde, hatten wir viel Spaß und außerdem hervorragendes Essen!
Gemeinschaft! Ein Grund zur Feier
Gemäß unserer TRP-Tradition, wurden alle Anwesenden von Chet begrüßt. Nach einem kurzen Rückblick auf das Jahr 2021 und einem Ausblick für 2022, folgte die Ehrung unserer Geburtstagskinder, die einen runden Geburtstag feiern durften! Sie alle wurden mit einem kleinen Geschenk überrascht.
Chet gratuliert den Geburtstagskindern: von links nach rechts: Jakob – 10, Albert – 70, Dutchman – 60
Dann wurde der legendäre Truthahnbraten aufgetischt, der von unserem Albert Boone zubereitet wurde! Wir möchten Euch nicht vorenthalten, was für ein Genuss das war!
Damit nach dem reichhaltigen Essen der Kreislauf wieder in Schwung gebracht werden konnte, veranstalteten wir ein Truthahn-Schießen. Nein, keine Angst, wir haben nicht auf einen echten Vogel geschossen. Jeder durfte auf eine Truthahn-Zielscheibe drei Schuss abgeben. Der danach ausgezirkelte Sieger, bekam auch keinen lebenden Vogel sondern einen “Fresskorb”!
Die Sieger von links nach rechts: Platz 1 – Robert unser Fotograf, Platz 2 – Charly, Platz 3 – Sam Waite
Die meiste Zeit des Abends wurden wir musikalisch von der Familienband rund um Ron Kelly unterhalten. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Ron, Tanja und Achilles. Auch die hauseigene Two-Rivers Band “Sons of Erin” gab einige irische Balladen zum Besten.
Alles in allem war es ein urgemütlicher Abend, mit tollen Gesprächen, feuriger Kurzweil, bester Stimmung, fantastischem Essen, abwechslungsreicher Musik und nicht enden wollender guter Laune. Jetzt hoffen wir nur, dass diese Festlichkeit nächstes Jahr wiederholt werden kann. Aber wenn, dann bitte im großen Familienkreis – also mit unseren lieben Freunden von außerhalb!
Das Ende entspringt dem Anfang – Hochwasser am Jahresende 2021
So wie unser Jahr anfing, so endete es leider wieder. Wasser soweit das Auge reichte und es war kein Ende in Sicht. Das bedeutete natürlich auch, dass für das Frühjahr 2022 wieder viel Arbeit bevor steht. Aber die Pflege des Geländes gehört nun mal auch zu unserem Hobby dazu. Wir haben uns zum Ziel gesetzt – für uns selbst und natürlich auch für unsere Gäste – stets ein Gelände mit Wow-Effekt zu präsentieren. Diesem Vorsatz wollen wir auch gerecht werden.
Und damit schließen wir unseren TRP Rückblick 2021. Corona hat uns die Zeiten, in der wir uns treffen durften, maßgeblich verkürzt. Aber auch wenn dem so war, so haben wir die Zeit, die uns zur Verfügung stand, gut genutzt und können auf ein insgesamt “zufriedenstellendes” Hobby-Jahr 2021 zurückblicken.
Doch was wäre ein Rückblick, ohne einen Ausblick? Auch für 2022 haben wir viele Gedanken und hoffen stark, dass wir sie auch umsetzen können.
Ein Ausblick auf das Jahr 2022 – Normalität oder weitere Ausnahmezustände?
Wir schreiben nun März 2022. Die Corona-Pandemie ist immer noch präsent und Europa steht unter dem Schatten eines Krieges in der Ukraine. Viele der aktuellen Entwicklungen gehen sehr rasant voran und wir alle wissen nicht, was noch so alles auf uns zukommen wird.
Auch wir können natürlich nicht mit Scheuklappen durch die Welt laufen und vor all dem weg sehen, denn das wäre schlichtweg falsch. Was wir jedoch tun können, ist als Interessengemeinschaft in diesen schweren Stunden zusammenzustehen und einer gemeinsamen Sache nachgehen. Wir haben mit Beaver Creek Valley zwar die Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen, aber auch die Gelegenheit, in Gemeinschaft unter guten Freunden zusammenzustehen.
Für das Jahr 2022 haben wir viel vor! Die Umsetzung setzt natürlich voraus, dass uns die anhaltende Pandemie nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht.
Für den Frühling, haben wir ein kleines “Spring Gathering” vor – hierzu ergeht rechtzeitig eine Einladung.
Des Weiteren haben wir vor, so weit wie möglich an einem Sonntag des jeweiligen Monats ein Hobby-Treff mit verschiedenen Themen ins Leben zu rufen. Auch hierzu werden wir persönliche Einladungen verschicken.
An Ostern und Pfingsten wollen wir auch mal wieder andere Lager besuchen. Wir hoffen inständig, dass unsere benachbarten Hobby-Freunde ebenfalls wieder Treffen ins Leben rufen können.
Im Sommer gibt es in jedem Falle wieder unser gemischtes, großes Camp. Hierzu heißen wir hoffentlich viele von Euch herzlich willkommen. Die Regularien dazu geben wir wieder zeitnah bekannt. Ebenfalls werdet ihr den Termin in unserem Terminkalender finden. Einen Tag der offenen Tür wird es dieses Jahr – aus bekannten Gründen – leider nicht geben können. Wie Ihr es von uns gewohnt seid, bekommt Ihr für das Event eine persönliche Einladung.
Für das Herbst-Rendezvous erhoffen wir uns in diesem Jahr eine rege Teilnahme. Den Termin dazu findet ihr rechtzeitig wieder hier in unserem Terminkalender.
Zu guter Letzt wollen wir das Jahr 2022 mit unserem Thanksgiving Fest ausklingen lassen. Auch hier unser Ziel, dass uns wie in den vergangenen Jahren, viele Hobbyisten besuchen kommen.
Jetzt erhoffen wir uns nur noch, dass unsere Pläne für 2022 auch wirklich umgesetzt werden können und alles so eintrifft, wie wir uns das von Herzen wünschen. Seid gespannt auf ein abwechslungsreiches und interessantes Hobbyjahr 2022. Wir würden uns sehr glücklich schätzen, wenn Ihr unserem Aufruf folgt und wir Euch erneut mit den Worten begrüßen dürfen:
Welcome to Beaver Creek Valley!
Chet McCay & Colton White – Beaver Creek Pioneer
Fotos by: Chet McCay, Gill McCay, Colton White, Robert Neuber, Tom Müller
Das neue Jahr 2022 war erst ein paar Tage alt, als uns eine traurige Nachricht erreichte, die in uns Unverständnis, Wut und große Traurigkeit auslöste.
Peter Jakob Klein, ein bewundernswerter Mensch, liebevoller Ehemann und geliebter Familienvater wurde im Alter von 73 Jahren (01.10.1948 – 29.01.2022) viel zu früh, zu Grabe getragen.
In der Western-Szene als “Marshdillion” bestens bekannt, war er nicht nur ein sehr belesener und fachkundiger Hobbyist, sondern auch ein guter Freund.
Das Westernhobby war sein Leben
Bereits mit 13 Jahren hat Peter seine “Liebe zu Amerika” und dem “Wilden Westen” entdeckt. Schon zu jener Zeit stellte er Kontakte zu “Sheriffs” aus Texas, Arizona, Wyoming und Utah her. Diese bedankten sich mit der Zusendung originaler Polizeiabzeichen. Damit war der Grundstein für sein Interesse und seiner Faszination am Thema “The Real Old West” gelegt. In den 70er Jahren begann er dann die USA zu bereisen und lernte dort unzählige interessante Menschen kennen. Unter ihnen waren weltbekannte “Leather Maker”, Protagonisten der “Living History” und Western-Hobby-Szene und natürlich echte “Cowboys”, um nur einige zu nennen.
Den Kontakt zu seinen Freunden hat er bis zuletzt aufrecht erhalten.
Journalist mit Leib und Seele
Peter war als Journalist für den WDR tätig und hat dort u.a. über seine Reisen in die USA in den 80er, 90er und 2000er Jahren geschrieben. Er verfasste viele authentische Berichte für die Western Szene, so z.B. zum Thema “Geronimos Gunrig” – “Frei geboren” in der Zeitschrift “Visier”, Ausgabe 9/2012! Bereits zu dieser Zeit, hatten wir als Two Rivers Privity die Ehre mit Peter zusammenzuarbeiten und lieferten u.a. Fotos für diesen Artikel.
Viele Jahre war Peter auch der nachgebauten Westernstadt “Fort Lubbock” zugehörig. Die Entstehung der Stadt dokumentierte er regelmäßig im Kölner Stadtanzeiger und betrieb dort natürlich auch aktiv “Living History”.
Verabschiedung eines guten Freundes
Wir verlieren mit Peter einen echten Authentiker mit unschätzbarem Wissen und einer Liebe zum Hobby, wie sie heutzutage nur noch wenige teilen. Mit viel Freude und Enthusiasmus, schrieb er zuletzt hier im Beaver Creek Pioneer einige Berichte und erwies unserer Interessengemeinschaft damit einen großen Dienst. In seinem Artikel “Let’s Talk About Hats – Das Heiligtum der Kuhhirten”, schrieb er über den Cowboyhut und welche essenzielle Rolle die Kopfbedeckung für die damaligen Kuhhirten darstellte und noch heute darstellt.
Er war voller Tatendrang und hatte noch viele Ideen, die er mit uns zusammen umsetzen wollte. Auch ein Besuch unseres schönen Beaver Creek Valley war seinerseits wieder geplant, da seine letzte Reise zu uns schon länger zurück lag. Wir freuten uns daher sehr auf ein Wiedersehen mit Peter.
Dass Peter von uns ging, diese Endgültigkeit mit der wir nun leben müssen, berührt uns sehr, macht uns unsagbar traurig und tut uns aufrichtig leid.
Vor seiner Operation arbeitete Peter an einem weiteren Bericht für den Beaver Creek Pioneer. In “Let’s Talk About Hats – Volume 2” wird es um die Restauration eines alten “Movie-Town” Hutes gehen. Wir danken an dieser Stelle Frau Klein, dass sie der Veröffentlichung von Peters letztem Artikel zugestimmt hat. Wir möchten hiermit sein Werk in Ehren halten und glauben fest daran, dass das auch in seinem Interesse gewesen wäre.
Es ist für uns nicht leicht die richtigen Worte zu finden. Wir tragen Peter weiter in unseren Herzen und möchten ihm hier einen festen Platz geben – unter Gleichgesinnten und Freunden.
Rest in Peace alter Freund. Wir behalten dich immer in Erinnerung!
Kunstvolle Lederarbeiten wie aus der Zeit des Wilden Westen
Der Ledermacher Wolfgang Oidtmann im Spotlight
Lesedauer: ca. 6 Minuten.
Sonntag, den 05. Dezember 2021
Das erste Mal sah ich im Jahr 1998 eine Abbildung von “Geronimos Gun Rig”. Ein Jahr zuvor hatte “TIME LIFE” die fantastische Dokumentation “Defiant Chiefs” veröffentlicht, eine Würdigung der Native Americans und ihrer Häuptlinge. Besonders hervorgehoben wurde in diesem Bericht der Kriegshäuptling der Apachen “Geronimo” und sein Revolver Holster für einen 7 ½“ bbl Colt, allerdings mit kurzläufiger Waffe. Die Abbildung zeigt weiterhin das entsprechende Gun Belt, sowie sein Bowie Knife mit passender Scheide. 2009 hatte ich dann meine eigenen Recherchen abgeschlossen, die Silberbeschläge anfertigen lassen und die Schnitte für “MEINE Version des Geronimo Sets” entworfen … Aber das ist eine andere Geschichte; genießt das Foto!
Geronimo Gunrig
Cowboy Accessories – damals wie heute
Das Buch “Packing Iron” (Western-Holster), von Richard Rattenbury, ist die “Leder-Bibel” für alle, die sich dem “Alten Westen” verbunden fühlen. Allerdings wird in diesem Werk nichts darüber ausgesagt, wie es in den Old West Saddleries während der Heydays der Rindertrecks zuging: Wie kommunizierten der Sattler und seine Kundschaft? Was musste der Cowpuncher tun, um an die begehrten Sattlerei-Produkte zu kommen? Davon erzählte mir Joe Gish. Der 2011 verstorbene Oldtimer, dessen einziger Lebensinhalt der alte Westen war, lebte bis zu seinem Tod in seinem Wohnzimmer-Museum in Fredericksburg, TX und empfing dort Ol‘ West Buffs aus aller Welt!
Richard Rattenbury – Westernholster
Der “old west cowboy” heißt heute Reenactor oder Hobbyist
Die Sattlereien waren hauptsächlich auf Sättel und Pferde-Geschirre ausgelegt, erzählte mir Joe. Als weitere Angebote hatten sie natürlich auch Holster, Sporenriemen, Chaps und den ganzen Rest der “Cowboy Accessories” in der Mache.
Wolfgang Oidtmann vor seinem Shop in Düsseldorf
Hatte also ein Drover das Geld und die Zeit, sich vor dem Rinder-Treck noch ‘aufzurüsten‘, dann war ersteinmal Kommunikation angesagt. Die Sattler hatten nämlich so gut wie nichts auf Lager. In ihrem Shop gab es Kleinigkeiten, wie Cuffs, Quirts oder Riemen-Ware, mitunter eventuell zum Verkauf stehende nicht abgeholte Auftragsarbeiten, denn die “Maker” arbeiteten stets aktuelle Aufträge ab!
So wie es damals war, ist es heutzutage nicht anders: “Ich liebe es, wenn ein eingefleischter Western Reenactor in meinem Düsseldorfer Shop aufschlägt und mit mir seine Vorstellungen von z.B. einem neuen Holster diskutiert! Im Kopf hat er Bilder aus meinem Old West Outfitter Online-Katalog oder aus anderen Sachbüchern dabei und sagt mir dann exakt, welche Extras er verwirklicht sehen möchte!
Vom Schnittmuster zum fertigen Produkt: In seiner Werkstatt setzt Wolfgang Oidtmann die Anforderungen seiner Kunden um.
Von der Universalgröße zur Maßanfertigung
Nehmen wir beispielsweise das legendäre Model 1877 “Rio Grande“ Frontier Reproduction Holsteraus dem Katalog #63 (1983-1984) der El Paso Saddlery (EPS). Dieses Etui ist ein schöner Beleg für ein fein gearbeitetes Tex-Mex-Holster. Es wurde von der EPS nach einem zeitgenössischen Schnitt gefertigt. Das heißt, dass dieses Holster in seinem Zuschnitt ein wenig überdimensioniert war. Dieses Teil wurde zur Zeit der Rinder-Trecks in nur EINER Größe angeboten, dementsprechend bot es Platz für etliche Revolver-Typen von verschiedenen Herstellern, erklärte mir Joe Gish. Es war also nicht grundsätzlich für einen COLT SAA Model 1873 oder einen REMINGTON Model 1875 ausgelegt. Es sollte für möglichst viele Revolver passend sein. Das bedeutete für den Sattler weniger Arbeit bei der Produktion, denn es gab tatsächlich nur eine Größe für alle!
Vom Katalog zur Eigenadaption: Die Umsetzung eines COLT SAA Model 1873 Holsters auf Basis des Angebots der El Paso Saddlery.
Natürlich baute die EPS dieses Holster in den 1980er Jahren individuell passend für alle möglichen Revolver-Typen. Jedoch wurden der große, tiefe Zuschnitt beibehalten, als Reminiszenz an die “Good Ol‘ Days”. Einem meiner Kunden gefiel dieses Holster, allerdings bevorzugte dieser einen etwas weniger großen Zuschnitt. Und dann durfte ich mich wieder wie ein Old West Saddlerfühlen. Es musste ein neues Schnittmuster gefertigt werden und dabei sollte die Punzierung der Zeit um 1875 entsprechen. Worauf er jedoch besonderen Wert legte, es durfte kein Basket-Weave-Muster (wie beim EPS-Original auf dem Main-Loop) zu sehen sein, denn das war meinem Cowboy zu “modern”. Weiterhin wollte er eine enge Passform des Holsters haben, exakt ausgelegt für einen COLT SAA Model 1873, 5 ½“ bbl! Auch diesem Mann konnte geholfen werden!
Ein Holster zu fertigen – vom Schnittmuster über den Zuschnitt, das Punzieren, das Einfärben und das Nähen – nimmt mindestens einen halben Arbeitstag in Anspruch.
Aufwändige Punzierungen oder geflochtene Nähte bedeuten nochmals mehr Zeitaufwand.
Ein Gun Belt liegt im gleichen Zeit-Muster.
Das Anfertigen von einem Paar Shot gun Chaps oder Bat Wing Chaps “fressen“ gut und gerne bis zu 4 volle Arbeitstage. Letztlich sollen sie nach Fertigstellung ja der Vorlage entsprechen, dem Kunden sollten sie gefallen und natürlich auch passen!
Old West Outfitter: Langjährige Erfahrung bürgt für Qualität
Mittlerweile bin ich 74 Jahre alt, habe die Sattlerei – neben meinem erlernten Beruf als Dekorateur – bei einem Düsseldorfer Sattler erlernt. Über die Jahre war ich Inhaber von drei Firmen mit Büros in Heinsberg und Düsseldorf. Seit rund 40 Jahren bin ich – zunächst ‘nur so‘ nebenbei, mittlerweile aber ‘nur noch‘ – im Old West Saddlery-Geschäft tätig und arbeite größtenteils mit denselben alten, verlässlichen Werkzeugen, die mir mein Lehrmeister hinterließ.
Wolfgang Oidtmann fertigt in seiner Düsseldorfer Werkstatt kunstvolle Lederarbeiten an.
Und gleich mit übernommen habe ich die Ruhe und Gelassenheit, die man in diesem Metier braucht!
Um ein akzeptables Endprodukt abzuliefern, bedarf es präziser Handarbeit und der dazu gehörigen Zeit:
“ganz wie im Alten Westen!”
See You, Folks!
Zum Schluss noch ein Buch-Tipp von mir:
“Saddleries Of Montana” (Montana’s Makers from Territorial Times to 1940), Lyndes, Reynolds and Sage, ISBN: 978-0-7643-5274-4, Schiffer Publishing, Ltd.
Dieses Buch liegt auf Augenhöhe mit “Packing Iron“; mit seinen fantastischen Informationen und Bildern hat es mich umgehauen. Übrigens ist in diesem allumfassenden Werk auch Joseph Sullivans Sattlerei, in Ft. Benton, erwähnt. Die Replik eines seiner Holster biete ich bereits seit zwei Jahren in meinem eigenen Shop an.
Über den Autor
Wolfgang Oidtmann
Wolfgang Oidtmann ist ein Düsseldorfer Geschäftsmann. Aktuell legt er den Focus auf seinen Leder-Shop.
Seine Arbeiten findet man online auf seiner Internetpräsenz old-west-outfitter.de. Er gilt als der letzte deutsche Sattler, der konsequent in der Tradition des US-amerikanischen Westens seine hochklassigen Produkte von Hand fertigt; mit einer gleichbleibend hohen Leder-Qualität aus deutscher Herstellung; für authentische Repliken und vielerlei Gebrauchsgegenstände aus Leder.
Wenn man ihn einmal ‘Live und in Farbe‘ erleben will (außer in seinem Shop), dann findet man Wolfgang immer wieder auf den Treffen des ‘Western-Bund e.V.‘ oder dort, wo sich die ‘Oldtimer‘ des europäischen Western-Hobbys ihre Rendezvous geben und beim CAS!
(Be)Merkenswertes aus der amerikanischen Geschichte
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In seinem neuen Buch Spotlights On American History, beleuchtet der Autor Wolfgang Horst Reblinsky in insgesamt 45 Kapiteln, besondere Begebenheiten der amerikanischen Geschichte, die nicht in jedem Geschichtsbuch zu finden sind.
Das Motto des Buchs lautet: “Hinter der amerikanischen Geschichte stehen Menschen und hinter diesen Menschen stehen deren Geschichten”.
Reblinsky über Spotlights On American History:
Mit diesem Buch soll kein weiteres klassisches USA-Geschichtsbuch vorgelegt werden, davon gibt es genug! Vielmehr geht es darum, Blitzlichter auf die Begebenheiten der amerikanischen Geschichte zu werfen, die nicht in jedem Buch stehen und die leicht vom Rand der Geschichtsschreibung herunter zu fallen und im Staub des Vergessens zu versinken drohen. Die Geschichten sollen auch typisch sein für die Persönlichkeiten, die Amerika besiedelt haben und die Amerika ausmachen.
Einige der Geschichten werden, mit der freundlichen Genehmigung des Autors, im Beaver Creek Pioneer der Two Rivers Privity erscheinen.
Erhältlich bei Amazon, oder direkt beim tredition® Verlag Online Shop, sowie bestellbar in jeder Buchhandlung Ihres Vertrauens mit der ISBN 978-3-347-36702-9 (Paperback)!
Lockere Geschichten, historisch korrekt und informativ verpackt
Reblinsky beleuchtet in seinen 45 Kapiteln die verschiedensten Aspekte der amerikanischen Geschichte. Im lockeren und informativen Schreibstil widmet er sich beispielsweise der historisch korrekten Etikette des Old West, aber auch moderne Themen prägen das 178 Seiten umfassende Taschenbuch.
Nicht nur Geschichtsinteressierte kommen hier auf ihre Kosten, sondern all diejenigen, die schon immer mal hinter die amerikanische Kulisse blicken wollten!
Von der Two Rivers Privity erfolgt für Spotlights On American History eine klare Leseempfehlung!
Wir kennen und schätzen seine Beiträge, die er unter anderem für das Magazin für Amerikanistik erstellt.
Auch im Magazin für Amerikanistik finden sich spannende und interessante Themen von Wolfgang H. Reblinsky wieder.
Über den Autor: Wolfgang H. Reblinsky
Der Autor, Dipl.Rpfl.(FH) Wolfgang H. Reblinsky, geboren in Fürth/Bayern, ist studierter Fachjurist und Geomant im Ruhestand.
Er befasst sich mit amerikanischer Geschichte und stellt als The Honorable Wolf H. Reblin, Arizona Justice of the Peace die Zeit um 1870 im Arizona Territory dar.
Neben historischen Artikeln im Magazin für Amerikanistik veröffentlicht er auch zu Vintage Automobilthemen mit Amerika-Bezug.
Er lebt mit seiner Frau Beate in Bad Reichenhall und Obertraubling.
Von einem schönen Authentik-Lager im kleinen Kreise
Lesedauer: ca. 9 Minuten.
Samstag, den 31. Oktober 2021
Howdy Folks und Freunde der TRP! Heute wollen wir Euch an unserem kleinen, internen Authentic Camp 2021 teilhaben lassen, welches wir Anfang August, auf Beaver Creek Valley abgehalten haben.
Es tat uns sehr leid, dass das große Camp – wie schon letztes Jahr – aufgrund von Corona leider nicht statt fand. So fand das Authentic Camp 2021 im kleinen Kreise unserer Mitglieder statt, auch wenn wir unsere Gäste gerne dabei gehabt hätten!
In diesem Beitrag geht es uns darum, Euch zu motivieren und bis zum nächsten Jahr durchzuhalten, bis es dann hoffentlich auch wieder für unsere Gäste heißt:
Welcome to Beaver Creek Valley!
Auch die Vorbereitungen zu unserer Veranstaltung waren anfangs durch die Corona-Thematik überschattet. Lange Gespräche mit dem örtlichen Amt waren nötig um zu erfahren, in welchem Rahmen wir uns überhaupt treffen durften. Es folgten gewisse Auflagen, doch Dank der verständnisvollen und großartigen Mitglieder der TRP, konnten wir unsere Zeitreise Corona-konform und unbeschwert genießen.
Von dieser schönen Woche wollen wir Euch heute erzählen.
Die Woche startete mit einem Sommerregen
Das erste Wochenende unseres Authentic Camps startete mit sehr viel Regen! „Mud Roads“, Pfützen und Schlamm soweit das Auge sehen konnte. Die Straßen nach Beaver Creek gaben somit allerdings ein sehr authentisches Bild ab.
Es war damals nicht unüblich, dass die Hauptstraßen von Siedlungen rund um die Uhr voller Matsch und Dreck waren. Durch das ständige Befahren von Postkutschen, Karren und anderen Wagen, hatte das Gras kaum eine Chance nachzuwachsen. Befestigt wurden diese Straßen meist erst sehr viel später, ab der Jahrhundertwende. In größeren Städten hatte man das Glück, zumindest auf gepflasterten Wegen voranzukommen. Und so trug das Wetter am Anfang der Woche zu einem charakteristischen Gesamtbild bei!
Der Regen verabschiedete sich jedoch bald mit einem gigantischen Regenbogen und kündigte uns schönes Wetter an, das sich für den Rest der Woche halten sollte. Die Stimmung stieg und vertrieb die Sorge um ein verregnetes Camp.
Authentische Küche – Wie in den alten Tagen
Die Woche begann mit einem außergewöhnlichen Mahl. Dazu machten sich vorweg einige Siedler auf den Weg, um in den nahegelegenen Wäldern einheimische Pilze zu suchen. Natürlich wurden sie – Dank des Regens – fündig und wir konnten unserer Mahlzeit eine ordentliche Portion frisch gesammelter Pfifferlinge hinzufügen.
Wer sich an dieser Stelle fragt, ob die Nudeln in diesem Gericht wohl auch in die jeweilige Epoche passen, den können wir beruhigen!
Bereits in den 1780ern, ließ sich niemand geringeres als Thomas Jefferson höchstpersönlich, seine erste Portion “Pasta” in einem Pariser Restaurant schmecken. Jefferson war seither ein großer Nudel-Fan und ließ sogar Kistenladungen zurück nach Amerika schicken.
Im Jahr 1798 eröffnete schließlich die erste Pasta Fabrik in Philadelphia. Nudelgerichte waren zu dieser Zeit jedoch dem wohlhabenden Bürgertum vorbehalten, da die Verfügbarkeit sehr begrenzt war. Die Arbeiterschaft hingegen, kam erst in der Zeit um den Amerikanischen Bürgerkrieg (ab den 1860ern) in den Genuss von Makkaroni, als mehr Fabriken eröffneten und der Import aus Ländern wie Sizilien nicht mehr notwendig war.
In dieser Woche gab es noch viele hervorragende Speisen, die wir gemeinsam zubereiteten und zusammen an einer großen Gemeinschaftstafel einnahmen.
Da war z.B. ein wohlschmeckender Geflügeleintopf oder der legendäre „Irish Stew“, um nur einige zu nennen. So gab es auch auf dem Authentic Camp 2021 wieder allerlei genüssliches für den Gaumen!
Natürlich haben wir nicht nur gegessen, sondern haben uns die Zeit mit allerlei Kurzweil vertrieben.
Pochen, Fotoshootings und entspannte Saloon Abende
Für uns neu entdeckt haben wir das Pochspiel! “Pochen”, wie es auch genannt wird, war schon im Mittelalter ein beliebtes Freizeitvergnügen und wurde bereits 1441 erstmalig in Straßburg erwähnt. Französische Einwanderer brachten “Poque” – wie es dort genannt wurde – nach Amerika, woraus sich das spätere Poker entwickelte.
Über das Lager hinweg waren Groß und Klein schnell am Gambling Table, wenn jemand zum “Pochen” aufrief!
Bei diesem herrlichen Wetter lag es natürlich nahe, dass unsere Cowboys früher als geplant vom „Hard working day“ zurückkamen und gemäß ihrem Cowboy-Code ihre Damen zu einem Spaziergang in den Abend einluden.
Doch nicht nur bei den Cowboys lud das warme Licht zu tollen Fotos ein.
Nach einem gemeinsamen und ausgiebigen Abendmahl wurde je nach Belieben erst einmal entspannt. Als dann der Abend hereinbrach, wurde sich fein gemacht und man traf sich zu einem gemeinsamen Saloon Besuch wieder.
Nach des Tages Müh und Plag trafen sich hier alle, es wurde gefeiert, diskutiert, gelacht, Karten gespielt, dabei das ein oder andere Getränk zu sich genommen und natürlich durfte das miteinander Musizieren nicht fehlen. Hierzu eingeladen war jeder der ein Instrument spielen konnte und heraus kamen viele schöne Songs, wie beispielsweise dieser hier:
Lil’ Liza Jane – Beaver Creek Valley Ramblers – Live at the Frontier Tavern
Besuch im Museum für Militärtradition in Weidenberg
Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir in einen neuen Tag!
Diesen Tag reservierten wir uns für eine geplante Museumsführung und kehrten dazu kurzfristig in die heutige Realität zurück. Der Besuch im Museum für Militärtradition in Oberfranken, Weidenberg, wurde von unserem Freund und Museumsleiter Martin Götz organisiert. Er führte uns durch die verschiedensten ausgestellten Epochen, bis hin zur Neuzeit.
Viele der ausgestellten Stücke waren mit Miniaturen untermalt. Diese, in akribischer Handarbeit gefertigten Figuren, wurden in Dioramen untergebracht und ergänzten das Gesamtbild.
Als Besucher konnte man sich somit ein besseres Bild machen, wie die Armeen und Milizen aufgestellt waren. Man bekam ebenso einen guten Eindruck, wie Kleidung und Ausrüstung zusammenspielten und auch wie die Kriegsschauplätze der damaligen Zeit aussahen.
Wir können einen Besuch des Museums ohne Einschränkungen empfehlen! Nicht nur Militär-Interessierte kommen auf ihre Kosten, sondern auch all diejenigen, die schon immer mehr über die Gegend allgemein erfahren wollten.
Auch wir konnten einiges dazulernen und danken Martin sehr herzlich, dass er sich Zeit für uns genommen hat!
Lagerfeuergeschichten & High-Tech im Wilden Westen
Als der Abend an diesem Tag hereinbrach, trafen sich alle anwesenden am Lagerfeuer und lauschten den Geschichten des örtlichen Bürgermeisters Hans Walter a.k.a. Mr. Catlin.
Er erzählte uns von längst vergangenen Zeiten, als Napoleons Truppen die Region um Kastl unsicher machten und wie der Krieg sowohl das Gebiet, als auch die Menschen veränderte. Aber auch die ein oder andere skurrile Wirtshausgeschichte, sowie mystische Sagen rund um den Rauen Kulm, prägten den Abend.
Am folgenden Tag hatten wir einiges vor! Dazu luden wir unseren Freund und Photographer Robert der Panorama Videoproduktion nach Beaver Creek Valley ein. Mit der Hilfe eines technischen Großaufgebots, bestehend aus Video- und Fotokameras, sowie Beleuchtung und Mikrofonen, wurden die Mitglieder der TRP kurzzeitig zu Protagonisten in einem kleinen Kurzfilm.
Was wir dort genau umgesetzt haben, bleibt zu diesem Zeitpunkt noch geheim! So viel können wir allerdings schon einmal verraten: Es hat mit der Erscheinung eines Buches zu tun, dessen Autor ein sehr guter Freund der TRP ist.
Doch damit nicht genug: Robert beleuchtete auch das Indian Territory von Beaver Creek Valley ganz genau! Dort begleitete er eine Lakota Dame bei der Zubereitung einer authentischen Mahlzeit. Wir freuen uns sehr auf das fertige Material, das wir im Beaver Creek Pioneer natürlich vorstellen werden!
Es entstanden im Verlauf des Authentic Camps 2021 wieder sehr schöne Bilder, bspw. die Reihe “The Law of Beaver Creek Valley”, bei der die Gesetzeshüter von Beaver Creek Valley vor dem Sheriff Office ihre Stärke präsentierten.
Das Ende unseres Trails
Kurz bevor sich am letzten Tag die allgemeine Aufbruchstimmung breit machte, erhielten wir noch Besuch aus dem ganz hohen Norden. Eine Delegation kanadischer Mounties besuchte Beaver Creek Valley. Die “Red Serges” fielen vor unserem Fort McKenzie natürlich auf und es entstanden auch hier sehr schöne Aufnahmen!
Wir danken allen, die sich am gefühlt wärmsten Tag der Woche in die Uniformen gezwängt haben – das Ergebnis spricht allerdings für sich:
Alles in allem können wir sagen, dass wir auf dem Authentic Camp 2021 eine brilliante, wunderschöne und ereignisreiche Zeit hatten. Es tat sehr gut, wieder einmal in der Gemeinschaft zusammenzukommen, sich auszutauschen und eine schöne gemeinsame Zeit verbracht zu haben. Wir freuen uns auf das nächste Jahr, wenn wir diese Zeit hoffentlich auch wieder mit unseren geschätzten Gästen verbringen dürfen!
Bleibt gesund und haltet Euer Pulver trocken!
So long, Chet McCay & Colton White – Beaver Creek Pioneer
Nebraska Territory, 1862. Inmitten eines Schneesturms poltert ein gewisser James Butler Hickok in eine eingeschneite Pferde-Station. Der damals 25 Jahre alte Taugenichts, Spieler und Tagelöhner hat seine Rolle im gerade begonnenen Sezessionskrieg noch nicht eingenommen. Da begegnet er in diesem gottverdammten Outpost rein zufällig fünf Outlaws. Einer von diesen Unglücklichen begeht den Fehler und streift Hickoks Fell-Mütze von dessen Kopf. – Was nun folgt, ist eine Sequenz von 20 Sekunden; zwischen Minute 8:37 und Minute 8:57; im Kult-Western “Wild Bill“; Hauptrolle Jeff Bridges … – Am Ende der Szene hat es die Outlaws allesamt erwischt und ein knochen-trockener ‘Wild Bill‘ Hickok spricht den berühmten Satz und gleichzeitig das Credo eines jeden Old West Buffs; frei übersetzt:
Never touch another man’s hat! – Lass die Finger vom Hut deines Gegenübers!
– James Butler Hickok in “Wild Bill“ mit Jeff Bridges
Ein alter STETSON Cowboyhut aus dem Fundus einer ‘Movie-Town‘ in New Mexico, U.S.A.; in Glanzzeiten verkaufte STETSON 3 Millionen Hüte im Jahr.
Der Cowboyhut als Kennzeichen der Persönlichkeit
Nichts vergleichbar Anderes kennzeichnet den Western-Hobbyisten – Abteilung ‘Cowboy‘ – derart eindeutig, wie der Hut, den er trägt! Als ich in den 1970er Jahren zum Hobby fand, überschlugen sich die Ratgeber, die mir bei der Zusammenstellung meines Outfit zur Seite standen, mit ihrer Sachkenntnis. Aber nur in Einem waren sich diese ‘Old Timer‘ einig: Der Hut musste zu mir und meinem ‘Alias‘ passen! Und es musste natürlich ein STETSON sein! Und da ich einen einfachen, namenlosen Cowboy darstellen wollte, lernte ich das Ur-Gestein des ‘US-American Cowboy Hat‘ kennen: den ‘Boss of the Plains‘; oder, wie man ihn auch nennt, den ‘Austral‘, den ‘Mormon Hat‘ oder einfach nur den ‘Open Crown‘.
Zwei STETSON Hats: ein brauner, niedriger ‘Open Crown‘ im “Scout-Stil“; und ein schwarzer ‘Boss Of The Plains‘ in 4x Buffalo Quality.
Zwei weitere ‘Open Crown‘-Exemplare; der schwarze Hut kommt im “Preacher Style“; der helle im typischen, abgenutzten “Drover Style“.
Die Hutform – Spiegelbild eines harten Lebens
Durch das dauernde Anfassen des Hutes, die permanent einwirkenden Witterungseinflüsse und die Zweckentfremdung der Kopfbedeckung – er musste sowohl als ‘Tränk-Eimer‘ fürs Pferd als auch als ‘Kopfkissen‘ für den erschöpften Cowboy herhalten – verlor das gute Stück recht schnell seine ursprüngliche Form. Jedoch der leicht neu zu formende Filz machte es den Drovern möglich, ihre Hüte immer wieder ‘in Form‘ zu bringen. Und so entstanden die vielen verschiedenen Hut-Formen, die letztendlich, eine jede für sich, als Erkennungszeichen ihrer Besitzer galten.
Viele Hüte fanden ihren Weg vom Militär in die Bunkhouses der Ranches. Dabei handelte es sich oftmals um breitrandige Offiziers-Hüte, deren Kronen ebenfalls durch eine besondere Höhe auffielen.
Imposante Krempen-Breiten von 4 ½“ und Kronen-Höhen von 6 ½“ geben ihren Besitzern viel Raum, diese Hüte individuell zu ‘stylen‘.
John B. Stetson – Hutmode für Cowboys & Gentlemen
Nachdem John B. Stetson ab dem Jahr 1865 begonnen hatte, in seiner Firma in Saint Joseph, Missouri, unter anderem Hüte herzustellen und auf einen ‘hungrigen Markt‘ zu werfen, war der Siegeszug des ‘STETSON‘ Cowboyhut unaufhaltsam. Die Cattle Drives aus dem Süden in die Schlachthöfe des Mittleren Westens der noch jungen U.S.A. hatten in den 1850er Jahren begonnen. Und die jungen ‘Drover‘ – oder auch ‘Cow-Boys‘ – trugen zunächst noch die Kopfbedeckungen zum Beispiel ihrer Väter, die diese aus der ‘Alten Welt/ Europa‘ mitgebracht hatten: Kappen, gestrickte Woll-Mützen oder Hüte von Städtern und Bauern. Auch waren Hüte mexikanischen Ursprungs dabei.
Ein Traditionsunternehmen auf dem Vormarsch
Aber all diesem Equipment fehlte in der Masse die Größe und die ausladende Hut-Krempe, die ihren Träger vor den Wetter-bedingten Urgewalten auf einem Vieh-Treck schützten. – John B. STETSON hatte die Lösung parat. Seine Produkte boten eine Hut-Krone, deren Höhe ‘viel frische Luft unter der Kuppel‘ gewährleistete; und eine Krempe, die das Gesicht vor direkt einfallender Sonnenglut schützte und den Regen abtropfen ließ. Weit über das Ende der legendären Cattle Drives, die zu Beginn des 20sten Jahrhunderts endeten, verkaufte und verkauft ‘seine‘ Company bis heute den legendären Stetson, wie ihn der Cowboy und der Hobbyist lieben; allerdings mit wechselnden Produktionszahlen; mit wechselnder Qualität und mit einer stets wechselnden Verkaufs-Philosophie:
In den 1880er Jahren war die Zielgruppe die ‘Cowboys‘; nach der Jahrhundertwende waren es die Film-Industrie und die Schickeria; und heute scheint die STETSON Co. einen Weg zu suchen, die Tradition und heutiges Konsum-Verhalten in Einklang und auf ein vernünftiges Level bringen zu wollen …
Ganz besonders Western Ladies legen Wert auf eine gepflegte Kopfbedeckung! Da kann sich manch ein Cow-Boy eine Scheibe abschneiden!
Ein Querschnitt durch die ‘Hut-Mode‘ der Western-Hobbyisten; in der Mitte der legendäre deutsche Old West Saddler Willi Baumann, † 2015.
Der Saloon als Laufsteg. Die Bilder wurden von mir (autorisierter Berichterstatter) beim ‘Western Council 2004‘ fotografiert und tragen mein Copyright.
Der Cowboyhut ist mehr als nur ein “Hobby”
Seit ich im Hobby aktiv bin, sind Hunderte von Hüten durch meine Hände gegangen. Ich habe sie gesammelt, habe mit ihnen gehandelt; und ich habe sie an Freunde verschenkt. Das ganze “Dilemma“ dauert bis heute an!
The Boss Of The Plains
The Montana Peak
The High Telescope
The Lawman
The Tom Horn
The Open Crown
The Tycoon
The Gus
The Puncher
Die Slideshow zeigt einen Querschnitt durch die gängigen Hutformen im Western-Hobby. Erlaubt ist was gefällt … und was man bezahlen will!
Wenn Ihr mehr über die angesagten und aktuellen Hut-Hersteller, über Filz-Qualitäten, über die ‘Self-made‘ Restaurierung von Hüten oder den Umgang und die Wertschätzung ‘in Sachen Western Hat‘ erfahren wollt, dann sagt Bescheid. Ich würde mich gerne weiterhin mitteilen, Euer
P e t e a.k.a. marshdillion
Über den Autor
Peter Jakob Klein a.k.a. marshdillion
Pete ist seit 50 Jahren im ‘Western Reenactment‘ zu Hause; er ist freier Hörfunk- und TV-Journalist und befindet sich mittlerweile im Ruhestand; gearbeitet hat er für die Sender der ARD.
Wenn es um Themen des ‘Western-Hobbys‘ oder des ‘Cowboy Action Schießens‘ geht, dann findet man seine Beiträge u.a. in der VISIER.
Wenn im Frühling die Temperaturen langsam wieder steigen und die Pflanzen anfangen ihre Blätter und Blüten auszubilden, dann ist auch für den Brauer die perfekte Zeit um Bier anzusetzen. Das Rezept, das wir hier vorstellen, hat jedoch nichts mit Hopfen und Malz zu tun, sondern basiert auf den jungen Trieben der Fichte.
Auch ich habe den Frühling genutzt, um mich einem langersehntem Projekt zu widmen – der Herstellung von Spruce Beer.
Bereits zu Kolonialzeiten, diente die Fichte als wichtiger Vitamin-C Lieferant und ist auch heute noch in vielen traditionellen Gerichten zu finden. In einer einfachen Schritt für Schritt Anleitung kommst auch du zu deiner eigenen Abfüllung eines leckeren “Spruce Beer”.
Die Geschichte des Spruce Beer
Bereits in 1536 trank der französische Entdecker Jacques Cartier einen Tee von einem Nadelbaum, den die Sankt-Lorenz-Irokesen Aneda nannten. Der Tee lieferte eine erstaunlich hohe Menge an Vitamin-C, welches vor allem an Bord von Schiffen fehlte und dadurch zu Skorbut führen konnte.[1] Doch wer gibt sich auf lange Sicht mit Tee zufrieden, wenn es auch Bier sein kann?
Die Britische Royal Navy nutzte im 18. Jh. diese Erkenntnis und fügte Fichtenzweige an die vorhandenen Schiffsladungen an Bier hinzu, um sich vor der Krankheit zu schützen.[2]
Der französische Entdecker Jacques Cartier.
Alkoholhaltiges Spruce Beer war vor allem in den Dreizehn Kolonien Amerikas, sowie Ost-Kanada weit verbreitet. Dieses Bier wurde vor allem mit Rot- oder Schwarzfichte angesetzt.[3]
Eine illustre Runde in einer charakteristischen Taverne – John Greenwood 1755
Fichten sind immergrün, das heißt sie verlieren im Winter ihre Nadeln nicht. Gerade das war damals ein enormer Vorteil, da die Herstellung des Bieres beinahe zu jeder Jahreszeit möglich war.
Junge Fichtentriebe – Im Frühling lohnt sich das Sammeln!
Gerade zur Frühlingszeit, Ende Mai, Anfang Juni, bildet die Fichte junge Triebe aus, die besonders intensiv schmecken. Dieses Aroma will man definitiv im Bier haben. Die Triebe können theoretisch direkt vom Baum genascht werden, sie schmecken leicht säuerlich und sind ein guter Energielieferant.
Doch Vorsicht! Kenne deinen Baum!
Bevor man sich zum Sammeln aufmacht, sollte man sicher sein, dass es sich bei der Ausbeute auch um die Triebe der Fichte handelt. Als einen Kandidaten, mit dem man die Fichte verwechseln kann, wird immer wieder die hochgiftige Eibe aufgeführt. Wenn man die beiden Gewächse jedoch direkt vergleicht, sieht man einen definitiven Unterschied. Ein bebilderter Pflanzenführer schafft hier Sicherheit. Wird die Fichte mit den sehr ähnlichen Tannen verwechselt, ist das nicht weiter tragisch, denn auch deren Triebe sind essbar.
Die hochgiftige Europäische Eibe (links) und die essbare Fichte mit jungen Trieben (rechts)
Zum Brauen von etwa 8l Bier, habe ich etwa vier Hände voll Fichtenspitzen gesammelt und dabei darauf geachtet, an den jeweiligen Ästen gleichmäßig abzuernten, um den Baum nicht zu sehr zu belasten.
Die jungen Triebe der Fichte.
Der Brauprozess – Vom Rohprodukt bis zum fertigen Bier
Jetzt geht es ran an den Humpen – so ein Bier braut sich schließlich nicht von alleine! Das Meiste erledigt allerdings tatsächlich unsere Bierhefe für uns. Doch zuvor muss ein bisschen was vorbereitet werden.
Was wird gebraucht?
Zwei 8l Töpfe mit Deckel
Eine Schöpfkelle
24 leere Bierflaschen (0,33l)
Ein Trichter zum Abfüllen
Bierhefe
ein Kronkorken-Set
Isopropanol 99,9% zum Desinfizieren
ein Abtropfgestell für die Bierflaschen
500ml Ahornsirup
150g brauner Zucker
4 Hände voll frischer Fichtentriebe
Die Grundregel, die immer eingehalten werden sollte, ist Sauberkeit! Deswegen empfehle ich wärmstens, sämtliches Equipment und auch die Hände vor dem Brauprozess zu desinfizieren.
Zunächst sollten die frisch gesammelten Fichtentriebe grob von Schmutz gesäubert werden. Danach einfach mit kaltem Wasser waschen.
Die gewaschenen Triebe kommen in einen sauberen, desinfizierten Topf mit 8l Wasser und werden ca. 30 Minuten lang gekocht.
Anschließend werden sämtliche Triebe restlos aus dem Topf entfernt.
Dem entstandenen Sud werden 500ml Ahornsirup und 150g Zucker zugeführt.
Den Sud gut umrühren und weitere 15 Minuten köcheln lassen.
Im Anschluss den Sud von der Kochstelle nehmen und auf Raumtemperatur abkühlen lassen.
Die Hefe gemäß Packungsanleitung in etwas Wasser auflösen und sanft mit dem (desinfizierten) Finger umrühren.
Wenn der Sud etwa auf Raumtemperatur abgekühlt ist, die aufgelöste Hefe beigeben und langsam umrühren.
Den Sud nun mit geschlossenem Deckel ca. 12 Stunden gären lassen.
Nach der Ruhezeit hat die Hefe ordentlich gearbeitet, meist erkennbar an bereits aufsteigenden CO2 Bläschen. Meine Bierhefe sinkt von Natur aus auf den Boden des Topfes und bildet ein Sediment. Nun kommt der zweite Topf zum Einsatz. Das junge Bier wird nun vorsichtig mit der Schöpfkelle von der Sedimentschicht getrennt.
Je nach Hefe Art ist dieser Prozess jedoch optional. Bei Hefen, die speziell für die Flaschengärung ausgelegt sind, kann nochmal umgerührt werden, damit wieder eine homogene Masse entsteht. So ist sichergestellt, dass beim Abfüllen in jeder Flasche die gleiche Menge Hefe vorhanden ist. Ist die Menge ungleichmäßig verteilt, können einzelne Flaschen unter Umständen platzen.
Ob mit oder ohne Hefe – jetzt kann in die Flaschen abgefüllt und verkorkt werden.
Nach 3 bis 5 Tagen ist das Spruce Beer trinkfertig!
Die Flaschen sollten während der “Reifung” an einem zimmerwarmen, dunklen Ort stehen – am besten so, dass im Falle einer Flaschenexplosion nichts passieren kann. Weil ich die Lust verspürte, habe ich in der Zwischenzeit ein Flaschenlogo designt.
Nach bereits drei Tagen hat sich genügend Kohlensäure angereichert, die das Bier zu einem Genuss macht. Vor dem Servieren noch einmal ab in den Kühlschrank, denn niemand möchte warmes Bier!
Allzulange sollte das Spruce Beer jedoch nicht in den Flaschen gelagert werden. Die Hefe arbeitet in der Regel so lange, bis der Zucker vollständig umgesetzt wurde. Das führt zu einem höheren Ausstoß an Kohlenstoffdioxid, der sich in der Flasche ansammelt. Das drei Tage lang gereifte Bier wird zudem etwas süßer schmecken, als das 5 Tage lang gereifte.
Mein “Sweet Spot” lag bei etwa vier Tagen. Das Bier schmeckte nicht mehr allzu süß und die Menge an Kohlenstoffdioxid war nach meinem Empfinden genau richtig.
Geschmacklich war das Bier hervorragend! Beschreiben lässt sich das Endprodukt allerdings nur sehr schwer. Durch die Fichtentriebe bekommt das Bier eine leicht harzige Note, die allerdings keineswegs unangenehm ist, sondern eher erfrischend! Andere Hobbybrauer vergleichen das Spruce Beer mit Cola-Weizen, was ich allerdings nicht nachvollziehen kann. Durch den Ahornsirup und den Zucker hat es zwar noch eine süßliche Note, schmeckt aber eben einzigartig!
Cheers!
Früher verlief der Prozess etwas anders…
Früher wurde natürlich etwas anders und vor allem wesentlich weniger sauber gearbeitet. Der Sud wurde teils mit ganzen Fichtenzweigen abgekocht, mit Zuckerrübensirup, Zucker oder Ahornsirup versehen und in Fässer abgefüllt. Die “Fremdhefen” an den Zweigen haben dann den Brauprozess angestoßen. Das ist natürlich immer ein bisschen heikel, denn das Bier kann durch diese Hefen schnell in eine unangenehme Richtung kippen und ungenießbar werden.
Ich habe mich auch bewusst gegen Zuckerrübensirup entschieden, weil der Eigengeschmack hiervon zu dominant gewesen wäre.
Übrigens – Mit Fichtenspitzen kann man super kochen!
Fichtenspitzen eignen sich nicht nur zur Herstellung von leckerem Bier, man kann sie auch super in der Küche verwenden. Ein wirklich simples und gleichzeitig unglaublich leckeres Gericht ist Ofenlachs mit “Spruce Tips”, Pellkartoffeln und Sour Creme.
Bon appétit
Spruce Tips Ofenlachs mit Pellkartoffeln und Sour Creme. Das Spruce Beer klappt super als Getränk dazu!
Den Lachs dazu mit der Haut nach unten in eine Auflaufform geben, salzen, pfeffern, mit den Fichtentrieben übersähen und ca. 30 Minuten bei 200°C backen. Als Beilage, Kartoffeln mit Schale im Wasser kochen, bis sie gar sind. Dazu Sour Creme servieren. Fertig!